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Antworten nur noch im Ring

Axel Schulz degradiert sich vor dem Comeback zum Außenseiter

Von Oliver Kreth
Gütersloh/Halle (WB). Die Favoritenbürde gab Axel Schulz gestern freiwillig ab. Vier Tage vor seinem Comeback (Samstag 22 Uhr/ RTL) gegen Brian Minto (USA) hat sich der 38-Jährige gestern als Außenseiter bezeichnet.

»Favorit ist derjenige, der in den letzten Jahren auch geboxt hat«, erklärte der große Sympathieträger in Gütersloh, »und das bin nicht ich.« Knapp sieben Jahre - seit der K.o.-Niederlage im EM-Kampf gegen Wladimir Klitschko - stand der Mann aus Frankfurt/Oder nicht mehr im Ring.
Hat er wieder Freude am Boxen? Auf jeden Fall hat er keine Lust mehr, vor dem Kampf zu reden: »Ich habe alles gesagt. Alles was ich jetzt noch erzähle, ist Schwachsinn. Für mich zählt nur der Samstag. Da kommt es darauf an. Denn ich weiß noch gar nicht, wie das sein wird, wenn ich in den Ring steige.«
Mittlerweile ist er der Chef im Ring seines Lebens, hat sich nur mit Menschen umgeben, denen er vertraut. Auch ein Grund, warum er in dieser Woche noch bei Stefan Raab und Günter Jauch im Fernsehen auftritt. »Die haben mich nicht fallen lassen.«
Vor der Auswahl des Gegners, gab es unterschiedliche Auffassungen im Team. Coach Rick Conti hätte gerne einen leichteren gehabt. Aber Axel setzte sich durch. »Ich wollte den Kampf gegen Minto unbedingt und habe alles in der Vorbereitung getan, was ich kann. Mehr geht nicht«, erklärte Schulz, »am Samstag wird man sehen, ob es reicht.«
Minto, Nummer 26 der unabhängigen Computerweltrangliste, hat nur einen seiner 27 Kämpfe verloren. Große Namen hat der 31-Jährige aus Pennsylvania aber in seiner Karriere außer Tony Tubbs nie vor die Fäuste bekommen. »Für mich ist das die Gelegenheit, in meiner Laufbahn entscheidend weiter zu kommen«, erklärte der Familienvater, »ich nehme Axel sehr ernst und habe großen Respekt vor ihm. Seine lange Pause bedeutet gar nichts.« Auf dessen Nervosität kann der Deutsche nicht bauen. Minto: »Ich habe zwar noch nie vor so vielen Menschen geboxt - aber leer waren die Hallen nicht.«
Eine »Ehre« gegen Schulz zu boxen, ist es in den Augen von Minto-Trainer Tommy Yankello. Der Mann ist gut informiert: »Ich habe mir Axels drei WM-Kämpfe angesehen. Und es ist, wie Brian sagt: Axel ist in genau so guter Form wie vor seinem Rücktritt.«
Fest steht mittlerweile auch, dass Axels Frau Patricia nicht live im Gerry-Weber-Stadion dabei sein wird. »Sie hat mich als Nicht-Boxer kennen gelernt. Und sie wird mir nicht die Ruhe geben, die ich brauche.«
Die 12 000 Zuschauer fassende Arena wird ausverkauft sein, 200 Restkarten sind noch zu haben. Knapp 1400 VIP-Gäste werden am Ring sitzen. Angekündigt haben sich unter anderem Udo Lindenberg, Heiner Lauterbach, Verona Pooth, Tic Tac Toe, Heino, Simone Thomalla und Rudi Assauer. Auch Boxer lassen sich das Event nicht entgehen. Schwergewichtschampion Wladimir Klitschko wird den Expertenkommentar abgeben, die Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani und Dariusz Michalczewski sowie Titelträger Artur Abraham wollen live miterleben, welche Antworten die Nacht geben wird.

Artikel vom 22.11.2006