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Wohlige Wärme aus dem
schwarzen Grubengold

Kohle ist als Heizmaterial bei Bielefeldern gefragt

Von Hendrik Uffmann
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Einmal am Heizungsventil gedreht, und schon wird es warm - für die allermeisten Bielefelder ist eine Zentralheizung, mit Öl oder Gas betrieben, selbstverständlich. Doch daneben erlebt die Kohle derzeit eine kleine Renaissance. Immer mehr Menschen setzen in der Stadt auf die gemütliche Wärme des Grubengoldes.

Angeheizt wird die Nachfrage nach der Kohle durch die hohen Preise für die anderen Energieträger. »Im letzten Winter hatten wir eine richtigen Ansturm auf Kohle und Holz«, sagt Bettina Franke-Heibrock, die zusammen mit Heiko Nebel die Heibrock Brennstoff GmbH führt. Das Traditionsunternehmen, das bereits seit 108 Jahren besteht, ist der letzte Fachhandel für Kohlen in Bielefeld.
Und auch in diesem Jahr, ist die 48-Jährige sicher, wird es wieder eine starke Nachfrage nach der Kohle geben. Denn tatsächlich gibt es noch einige Häuser in Bielefeld, erklärt Bettina Franke-Heibrock, die ausschließlich mit Kohle geheizt werden. In den meisten Fällen sind es jedoch Öfen in einzelnen Zimmern, in denen das »schwarze Gold« verfeuert wird. Viele haben Kachel- oder Heizöfen wieder aktiviert, und bei so manchem Neubau wird ein Ofen gleich mit eingeplant. »Gerade die Jüngeren entdecken diese Heizmöglichkeit neu. Und bei Älteren, die das Heizen mit Kohlen von früher kennen, wird es auch wieder genutzt«.
Den großen Vorteil sieht Bettina Franke-Heibrock, die den Betrieb vor acht Jahren von ihren Schwiegereltern übernommen hat, in der Art der Wärme, die ein Kohleofen abstrahlt. »Das ist einfach gemütlicher und entspannter als von einem Heizkörper.« »Puschkin«, der Labrador-Rüde, der Familie, würde ihr da wohl zustimmen. Bei dem derzeitigen Wetter ist einer seiner Lieblingsplätze vor dem Kohleofen in der Küche.
Wirklich günstiger als mit Öl und Gas wird das Heizen mit Kohle in diesem Jahr vermutlich jedoch nicht sein. Bettina Franke-Heibrock: »Im letzten Winter war das noch so, doch nachdem die Öl- und Gaspreise wieder gefallen sind, sind die Kosten in etwa gleich.«
Ein Mal pro Woche liefert das Unternehmen, das einen festen Mitarbeiter und mehrere Aushilfen beschäftigt, die Kohlen aus, viele Kunden kommen jedoch auch selber vorbei, um sich die 25- oder 50-Kilogramm-Säcke abzuholen. Sobald es wieder richtig kalt wird, »brummt« es auf dem Hof der Heibrock GmbH am Wellbach. In den offenen Schuppen, deren Ziegelwände zum Teil mehr als 100 Jahre alt sind, lagern verschiedene Sorten von Kohle: Anthrazit aus Ibbenbüren, Eierkohlen und Braunkohlebriketts aus Köln sowie, je nach Bedarf, Koks aus Hamm. Denn die deutsche Kohle, erklärt Heiko Nebel, habe die beste Qualität. Und selbst, wer Zuhause keinen Ofen stehen hat, wird bei Heibrock fündig: Dort gibt es auch säckeweise Grillkohle.

Artikel vom 21.11.2006