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Saab 9-5: Alkohol als Alternative
Mehr Leistung - Die Schweden liefern ein zweites »BioPower«-ModellAlle suchen nach der Lösung, alle hoffen darauf, dass endlich der große Wurf gelingt: eine Antriebsalternative für das Auto zu entwickeln und damit unabhängig vom Öl zu werden. Der Mangel an überzeugenden Gesamtkonzepten bringt immer mehr Autohersteller dazu, sich mit Teillösungen zu beschäftigen.
Während nach Toyota nun auch andere Hersteller sich dem Hybrid-Konzept zuwenden, liefert Saab das mittlerweile zweite »BioPower«-Modell. Und zwar mit großem Selbstbewusstsein.
»Als das Telefon erfunden wurde, hätte keiner gedacht, dass wir damit eines Tages Musik hören und fotografieren würden.« Willy Fey, Geschäftsführer von Saab Deutschland sieht ein enormes Zukunftspotential in dem E85 genannten Biosprit. E85 besteht zu 15 Prozent aus bleifreiem Normalbenzin und zu 85 Prozent aus Bioethanol - und das ist 99-prozentiger Alkohol. In Schweden, dem Mutterland des Bioethanols - rund die Hälfte der dort verkauften Saabs werden mit dem Pflanzencocktail betankt - wird der Kraftstoff aus Holzabfällen hergestellt.
In Zeitz in Sachsen-Anhalt steht Europas größte Bioethanol-Anlage. Bei »Crop Energies« wird der Sprit für die »Alkoholiker« auf Rädern aus Weizen destilliert. 700 000 Tonnen Getreide, das zu überwiegenden Teil aus der Umgebung der Anlage stammt, wird dort jährlich zu 260 000 Kubikmetern Bioethanol verarbeitet.
Als E85 macht der alternative Kraftstoff dem Saab 9-5 Beine. Der 2,3-Liter-Motor, der nach einer Zweiliter-Triebwerk nun als zweite Antriebsvariante zu haben ist, leistet im Normalbetrieb mit Benzin 185 PS (136 kW).
Betankt man den Schweden mit E85, steigert sich die Leistung auch dank der höheren Oktanzahl 104 auf 210 PS (154 kW). »Das ist die Antwort auf den Kundenwunsch nach einem umweltfreundlichen Fahrzeug mit noch mehr Leistung«, sagt Saab-Geschäftsführer Fey. Und diese Antwort kostet nicht viel, mit einem Preis von 33 750 Euro (Kombi 34 800 Euro) kostet das »BioPower«-Modell gerade einmal 1000 Euro mehr als der normale Benziner.
Klingt alles so, als sei es zu schön, um wahr zu sein. Der alternative Kraftstoff ist da, die Technik, um ihn zu nutzen auch. Fehlt nur noch eins: ein Tankstellennetz. Das ist bisher in Deutschland mehr als grobmaschig.
Das soll sich bald ändern: So sollen die mehr als 200 Tankstellen der Firma »Oil«, mit der Saab und »Crop Energies« eine Kooperation vereinbart haben, sukzessive mit einer Bioethanol-Zapfsäule ausgerüstet werden. Dort kostet der Drink für den Schweden pro Liter zwischen 82 bis 89 Cent. Das ist auch für das Portemonnaie eine echte Alternative. Esther Steinmeier

Artikel vom 02.12.2006