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Willkommen im
Winterwunderland
Gesundes Sport- und Naturerlebnis - Schneeschuh-Wandern im Tiroler Alpbachtal
Alpbach (WB). Auf der vorigen Sportartikelmesse Ispo in München haben sich in Sachen Wintersport klare Trends abgezeichnet: Hersteller von Langlaufski meldeten »ausverkauft«. Den Urlaubszielen in den Alpen scheint es zu gelingen, die Nordic-Walking-Aktiven mit Skilanglauf - dem eigentlichen Original der Bewegungsart - zu begeistern. Gleiches gilt für das Schneeschuh-Wandern, einer Winteraktivität für Naturfreunde.
Wer einmal über unberührte Schneefelder gestapft ist und das Bergpanorama in einsamer Höhe erlebt hat, der will immer wieder hinauf und den Rausch der Natur genießen. Ein schönes Gebiet ist das Alpbachtal in Tirol. Sepp Lintner bietet rund um Alpbach, dem »schönsten Dorf Österreichs«, Schneeschuh-Wanderungen an. Seine Paradestrecke und Lieblingstour rund um den Alpbacher Hausberg Gratlspitz (1898 Meter) kombiniert der Bergführer und Skilehrer gern mit einer Rodelabfahrt von der Bischoferalm hinab ins Tal.
Vom Treffpunkt im Zentrum des Ortes geht's mit Sepps wintertauglichem Kombiwagen ein Stück weit in den Berg. Auf einem kleinen Parkplatz am Thalerhof verteilt er die Ausrüstung an die Schneewanderer. Kaum der Rede wert ist das Gewicht der Schneeschuhe, die so unglaublich leicht, aber trotzdem stabil sind - Aluminium macht's möglich. Skistöcke bekommen Sepps Gäste auch und außerdem ein Signalgerät für den Fall der Fälle: Lawinen. »Aber bei dem schönen, kalten Wetter sind Abgänge praktisch ausgeschlossen«, beruhigt Sepp.
Auf geht's in den Berg, die Wanderschuhe sitzen fest verschnürt in der Alu-Konstruktion. Jeder Schritt macht Freude. Je tiefer man in die Schneedecke tritt, desto größer der Spaß. Dass hierbei die meiste Kondition und Kraft verbraucht wird, soll sich erst später herausstellen. Die erste Etappe führt bis zum Hösljoch auf 1390 Meter Höhe. An einer Kapelle stoppt Sepp und erzählt die traurige Geschichte vom Tod seines Sohnes, der nach einer Laufbahn als Radsportprofi in Spanien zurück nach Tirol kam, überhaupt keinen Sport mehr betrieb - und ganz jung starb. Nach diesen Momenten des Innehaltens fällt es schwer, sich wieder an den Ausblicken ins Inntal bis nach Breitenbach zu erfreuen. Vom Hösljoch führt die Strecke um die Gratlspitz abwärts zum Klinglerhof in Thierbach (1086 Meter). Es ist Mittag, und die Eiskristalle auf den Schneefeldern glitzern in der Sonne wie Diamanten.
Kurz fällt die Rast aus, der Holundersaft tut gut. Rund 400 Höhenmeter sind nun bis zur Holzalm zu absolvieren. Zweieinhalb Stunden dauert dieses Teilstück. Wie in Grönland kommen sich die Schneewanderer am Etappenziel vor: weite Eis- und Schneeflächen, die in diesem Winter noch kein Mensch betreten hat. Auf 1452 Metern fällt die Pause kalt aus, weil die Alm nicht beheizt ist. Aber zum Sockenwechsel reicht's, und der Blick über das Inntal auf das Karwendelgebirge entschädigt ein bisschen für die kälter werdenden Füße. Am Bischoferjoch (1530 Meter) stehen die Rodel bereit. Schneeschuhe und Stöcke befestigt Sepp mit Bändern unter den Schlitten. Flott gleiten die Wanderer talwärts und haben an der urigen Bischoferalm Gelegenheit zur Einkehr und können sich aufwärmen. Über der Gratlspitz geht am nachtblauen Himmel der Mond auf, während die Rodel gen Alpbach ins Dorf fahren. Ein Tag wie im Winterwunderland, der kaum ein Alpenklischee ausgelassen hat.
Billig ist eine Schneeschuhwanderung mit Sepp Lintner nicht, aber es lohnt sich. Eine Person zahlt 150 Euro, bei zwei Teilnehmern zahlt jeder 80 Euro, bei Dreien 65 Euro und bei fünf Wanderern 50 Euro. Die Preise sind inkl. Schneeschuh- und Rodelverleih. Andreas Schnadwinkel

www.bergfuehrer-sepp.info
www.alpbachtal-seenland.at

Artikel vom 24.11.2006