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Alterssitz für die erste Generation

FIP-Immobilien: Dienstleister hilft Familien »mit Migrationshintergrund«

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Das Geschäftshaus an der Ecke zur Friedenstraße erlebt gerade seinen zweiten Frühling. Sämtliche Büroetagen sind nach umfangreicher Sanierung vermietet, das Penthouse ist noch zu haben. »Wir sind mit Altbau-Sanierung groß geworden«, berichtet FIP-Geschäftsführer Ibrahim Kus. Jetzt richtet sich FIP neu aus, widmet sich künftig Älteren mit Migrationshintergrund.

Viele deutsche Familien verdanken ihre moderne Eigentumswohnung in Bielefeld der unternehmerischen Initiative von Ibrahim Kus und seinem Partner Aslan Kizilhan. Vor sechs Jahren machten sich die zwei Deutschen mit türkischen Eltern in Bielefeld selbstständig. Altbau-Sanierung gehörte ihr ganzes Augenmerk. An Ravensberger Straße, Spindelstraße, Quellenhofweg oder Viktoriastraße lagen die Objekte, die man zielgerichtet zu Eigentumswohnungen umfunktionierte und an deutsche Interessenten verkaufen konnte.
Ihren Erfolg sehen die zwei Bielefelder nicht zuletzt darin begründet, dass sie von Anfang an auf mittelständische Strukturen bauten. Anders als viele türkische Landsleute, die sich unternehmerisch auf Basis von Familienfinanzierung selbstständig machten und somit auf einem bestimmten Level stehen blieben oder irgendwann aufgäben, unterstreicht Kizilhan, habe man sich bei FIP von Anfang an bei der Finanzierungsfrage an deutsche Banken gewendet und sei somit in die vorhandenen örtlichen Strukturen eingewachsen. Mit guter Ortskenntnis und Fachkenntnis, freuen sich die beiden Unternehmer, konnte man von Anfang an Gas geben.
Waren es zunächst von Deutschen eher ungeliebte ältere Immobilien, die man kaufte, entwickelte, renovierte und wiederum an Deutsche veräußerte, richtet sich das Augenmerk von Kizilhan und Kus jetzt verstärkt auf türkische Landsleute der so genannten ersten Generation. Ähnlich wie die eigenen Eltern, berichten beide, seien die Menschen damals aus Südeuropa gekommen, um ihr Geld und ihr Glück in Deutschland zu machen.
»Zuerst wollten sie 100 000 Lira verdienen und zurückkehren, dann 100 000 Mark und schließlich 100 000 Euro«, erzählt Kus. Viele einstige »Gastarbeiter« haben in Immobilien in der Türkei oder anderen Mittelmeerländern investiert. Weil aber Kinder und Enkel in Deutschland bleiben, hat die einstige Heimat ihren Reiz verloren. Die FIP will sich deshalb künftig verstärkt um eine Gruppe von Immobilieninteresenten kümmern, die gerade ihre türkischen Wurzeln gegen ein Familiendomizil in Bielefeld tauscht. Während deutsche Familien immer kleiner werden, erwerben viele heimische Familien »mit Migrationshintergrund« in Bielefeld Dreifamilienhäuser, wo dann Generationen unter einem Dach leben werden. Kus: »Viele deutsche Erben gehen mit solchen Häusern an den Markt.«
Als Rundum-Dienstleister will die FIP GmbH (Finanzierung, Immobilien, Projektplanung) den Bielefeldern helfen, vor Ort neue Häuser zu finden, aber auch die Häuser in der alten Heimat zu verkaufen. Kizilhan: »Häuser in der Türkei sind interessanterweise wieder für deutsche Anleger interessant. Mit richtiger Marktkenntnis und zweisprachiger Ausrichtung kann man mit entsprechenden Partnern viel bewegen.«
Das haben die beiden Unternehmer auch mit dem Eckhaus Friedenstraße geschafft. Das gehörte einmal den von-Bodelschwinghschen-Anstalten, war ihnen aus dem Nachlass einer ravensbergischen Kaufmannsfamilie zugegangen. Die neue Nutzung verdankt das Objekt FIP. Deren Planer erwarben das Haus im Mai 2005, bauten komplett um. Genug Raum für neue Initiative bietet die Bielefelder Innenstadt allemal. Es gibt noch zahlreiche Leerstände. Kizilhan: »Wir werden sicher noch mehr solch interessanter Objekte anpacken.«

Artikel vom 22.11.2006