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Auch »Harry Potter« gedruckt

Maschinen der Firma Krause-Biagosch gehören zu den Weltmarktführern

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Manche regionalen »Hidden Champions« sind so versteckt, dass ihre Firmenlogos noch nicht einmal Eingang auf die entsprechende Seite der OWL Marketing GmbH gefunden haben. Dazu gehört Krause-Biagosch, ein Unternehmen der Bielefelder Horstmann-Gruppe.

In Indien dagegen, bei der »Times of India«, und in England in der Zeitungsgruppe »The Mirror« schätzt man Krause CTP ebenso wie in New York, Seoul und Remscheid. Auch »Harry Potter« kennt Krause, wurden doch seine Abenteuer in deutscher Sprache in der Bertelsmann-Druckerei in Pößneck mit Hilfe der Technologie aus Bielefeld auf Papier gebracht.
Gegründet wurde das Unternehmen 1855 von Karl Krause, der nach Angaben des heutigen Geschäftsführers Hans-Jürgen Wessel die erste wirklich funktionsfähige Buchpapier-Schneidemaschine auf den Markt brachte. Krauses Schwiegersohn brachte seinen Namen Biagosch in die Firma.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen enteignet. Die Familie floh nach Westen. 1949 startete Krause-Biagosch hier mit Hilfe von ein paar Zeichnungen einen Neuanfang.
Inzwischen hatte sich Krause zusehends auf die »Vorstufe« des Druckgeschäfts konzentriert. Mitte der 70-er Jahre übernahm Jürgen Horstmann das Unternehmen. In der Zwischenzeit hat er es zu einer Firmengruppe mit 2000 Mitarbeitern ausgebaut.
Krause-Biagosch konzentriert sich weiter auf Maschinen für den Druck. 1989 installierten die Bielefelder die erste CTP-Anlage, 1994 die erste CTP-Anlage für den Zeitungsdruck. CTP steht für »Computer to plate«, also für die Übertragung der fertigen Buch- oder Zeitungsseite vom PC auf die Kunststoff-Druckplatte.
Diese Prägungen können durch Temperatureinwirkung oder mit Hilfe von Laserstrahlen vorgenommen werden. Krause entschied sich für die Lichttechnik und hat sich dabei hinter Agfa den zweiten Platz im Weltmarkt gesichert. Aktuell ist die »Krause LS Jet 300« mit 300 Zeitungsplatten pro Stunde der schnellste Hochleistungsbelichter der Welt. Kosten: etwa 300 000 Euro.
Neben dem Weltrekordler stand auf der jüngsten Messe für Zeitungsdruck Ifra 2006 in Amsterdam Krauses »Blue Fin« im Mittelpunkt. Mit dieser Maschine bedienen die Bielefelder erstmals den Markt für die der Belichtung nachgelagerte Entwicklung der Polymer-Platten. »Blue Fin«, betont Wessel, sei aber nicht nur schneller als die Konkurrenz, sondern produziere auch weniger Fehlplatten, spare bei Energie- und Chemieverbrauch.
Die Einführung der neuen Technologie im April 2006 verhalf Krause-Biagosch zu einem Riesensprung nach vorne. Der Umsatz wird in diesem Jahr um 50 Prozent, das Auftragsvolumen sogar um 100 Prozent steigen. »Damit konnten wir den Umsatz in den vergangenen drei Jahren um insgesamt 250 Prozent steigern«, freut sich Wessel. Auch das Personal wurde erhöht, allerdings nicht im gleichen Maße. Nach wie vor kann Krause-Biagosch zusätzlich zur eigenen Stammbelegschaft von etwa 70 Mitarbeitern auf Personal aus anderen Horstmann-Firmen zurückgreifen. »Das ist gelebte Flexibilität«, sagt Wessel, seit kurzem auch Vorsitzender des Netzwerks OWL-Maschinenbau.
Neben dem reinen Mitarbeiter-Austausch nutze man auch das technologische Know-how. So hilft etwa Technologie, die Krause für den Papiernachschub entwickelte, jetzt beim Befördern der Teiglinge in den Backanlagen der Horstmann-Firmen Werner & Pfleiderer (Dinkelsbühl) und Klemper (Rietberg). Und Krause nutzt umgekehrt deren Kenntnisse beim Aufheizen und Wärmeverteilung in den eigenen Maschinen. »Viele lächeln nur, wenn von Synergie die Rede ist«, meint Wessel. »Bei uns ist sie Alltag und funktioniert.«

Artikel vom 20.11.2006