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Kunden, Kaufhäuser
und Kolonialwaren

Historisches Museum sucht Exponate für »Kauflust«


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Anno dazumal kaufte man in Bielefeld bei »König's Kaffee« und den Tabak bei Crüwell, im Kolonialwarenladen um die Ecke oder im Kaufhaus Alsberg am Jahnplatz. In den 20er und 30er Jahren eröffneten mit »Woolworth«, »Kepa« und »Central« die ersten Warenhäuser, die ersten Ketten ließen sich mit Filialen in den 50er und 60er Jahren in Bielefeld nieder. 100 Jahre »Kauflust« zeigt das Historische Museum von März bis August 2007 - und sucht für diese Ausstellung noch Exponate von der Einkaufstasche bis zu Werbeplakaten von Bielefelder Geschäften, aber auch Berufsbekleidung von Verkäuferinnen.
Anlass für die Ausstellung, die die Kundenperspektive einnimmt, ist das 100-jährige Jubiläum des Einzelhandelsverbandes (EHV) Ostwestfalen-Lippe. Der ging aus dem 1907 gegründeten Detailistenverein des Textilhandels hervor und gründete sich nach 1945 als EHV für die gesamte Region neu. Stefan Genth, EHV-Hauptgeschäftsführer und Vorsitzender des Fördervereins des Historischen Museums, betont, dass die Schau die Entwicklung des Handels in Bielefeld aufbereite, auch wenn die Historie des Verbandes in die politische Entwicklung der vergangenen 100 Jahre eingebunden werde.
»Auch die Arisierung vor allem von Kaufhäusern wird nicht ausgespart«, sagt Genth. Aber auch Diskussionen um Ladenschluss, Wettbewerbsrecht und Rabattaktionen seien vor allem in den 20er Jahren erbittert geführt worden. Der Historiker Udo Schlicht erinnert daran, dass vor 100 Jahren eine Sonntagsöffnung von Geschäften eine Selbstverständlichkeit war: »Nach der Kirche ging man einkaufen - nicht aus Vergnügen, sondern weil die allermeisten Menschen bis Samstagabends arbeiten mussten.«
Schlicht und die Historikerin Dr. Britta Bley, die sich speziell dem Wandel der Mode widmet und auch untersucht, wie lange es gedauert hat, bis der aktuelle Chic aus Paris, London oder Berlin Bielefeld erreichte, zeigen unter anderem Ladentheken, Schaufensterpuppen aus allen Jahrzehnten, Musterkoffer von Handelsvertretern, Kassen . . . Sie suchen noch originelle Einkaufstaschen und -tüten, Warenverpackungen, Werbegeschenke, Fotos, Filme - alle mit Bielefelder Bezug. Und spannende Geschichten um den Handel.
Wer helfen kann, wendet sich telefonisch unter 05 21 / 51-37 60 oder unter schlicht@historisches-museum-bielefeld.de per E-mail an Udo Schlicht.

Artikel vom 18.11.2006