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Unterrichtsausfall fast halbiert

NRW-Schulministerin Sommer: Das Land jetzt in der Spitzengruppe

Düsseldorf (dpa). Der Unterrichtsausfall in Nordrhein-Westfalen ist nach einer Stichprobenerhebung des Schulministeriums innerhalb eines Jahres um fast die Hälfte zurückgegangen. NRW-Schulministerin Barbara Sommer.

Das berichtete Schulministerium Barbara Sommer (CDU) am Freitag in Düsseldorf. Demnach fielen im Schuljahr 2005/2006 an den 6281 Schulen des Landes etwa 2,8 Millionen Unterrichtsstunden aus. Im Landesdurchschnitt liegt die Ausfallquote damit bei 2,4 Prozent. Nach einer von der rot-grünen Vorgängerregierung erhobenen Stichprobe hatte die Fehlquote im Schuljahr zuvor mit fünf Millionen ausgefallenen Stunden noch bei 4,4 Prozent gelegen.
»Die Zeiten, in denen das Land weit abgeschlagen hinter den anderen Bundesländern lag, sind vorbei«, bilanzierte Sommer. Mit 2,4 Prozent gehöre NRW hinter Schleswig-Holstein (2,0) und noch vor Baden-Württemberg (3,1) zur Spitzengruppe mit niedrigen Ausfallquoten. »Sensationell« sei vor allem die Verbesserung an den Grundschulen, die beim Unterrichtsausfall einen Rückgang um 76 Prozent aufzuweisen hätten.
Mit 31 Prozent geht der größte Teil des Unterrichtsausfalls auf das Konto von Lehrererkrankungen. 16 Prozent sind auf Vertretungen in anderen Klassen zurückzuführen.
Der Umfang des Vertretungsunterrichts stieg im Vergleich zum Vorjahr von 4,7 auf 5,8 Prozent. Fast jede zweite Vertretungsstunde (48,8 Prozent) wurde laut Stichprobe gemäß Stundenplan erteilt (2005: 42,6 Prozent).
Konferenzen und Dienstbesprechungen schlagen in der Ausfallstatistik mit neun Prozent zu Buche. Dieser Prozentsatz müsse weiter hinterfragt waren, sagte Sommer. Dazu sei das Schulministerium auf Rückmeldungen der Eltern angewiesen.
Sie forderte alle Eltern auf, rechtswidrig anberaumte Konferenzen oder Sprechtage während der Unterrichtszeit an das Schulamt, die Bezirksregierung oder das Ministerium (E-Mail: poststelle@msw.nrw.de) zu melden.
An Gesamtschulen und Gymnasien seien, wie im Vorjahr, nennenswerte Unterrichtsausfälle auf Grund von Abiturprüfungen zu verzeichnen. Weitere Fehlgründe fielen statistisch nicht durchschlagend ins Gewicht. Die durchschnittliche Lehrer-Besetzung an allen Schulen lag zum Stichtag 14. Februar dieses Jahres bei 100,3 Prozent - gegenüber 99,5 Prozent im Vorjahr.
In der aktuellen Stichprobe hätten sich bereits die von der Landesregierung geschaffenen zusätzlichen 1000 Lehrerstellen ausgewirkt, sagte Sommer. Da bis zum Ende der Legislaturperiode weitere 3000 Stellen geschaffen werden sollen, seien weitere Verbesserungen der Unterrichtssituation zu erwarten. »Eine hundertprozentige Vermeidung von Unterrichtsausfall ist allerdings unmöglich«, sagte die Schulministerin.
In den kommenden beiden Schuljahren soll es zwei weitere Stichprobenerhebungen geben. Vom Schuljahr 2008/2009 an soll die Unterrichtsversorgung flächendeckend erhoben werden.
Ex-Schulministerin Ute Schäfer (SPD) widersprach den Angaben ihrer Amtsnachfolgerin. Tatsächlich habe der Schul-Staatssekretär den Vorsitzenden der Lehrerverbände den Termin zur Erhebung des Unterrichts vorher bekannt gegeben, so Schäfer. Darüber hinaus komme das Ministerium durch Hochrechnung der Stichproben-Ergebnisse zu nicht nachvollziehbaren Verbesserungsraten.

Artikel vom 18.11.2006