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Fehlwege nicht wieder beschreiten

Zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Sennefriedhof

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Senne/Bielefeld (WB). Der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft haben am Volkstrauertag Menschen in ganz Bielefeld gedacht. Die zentrale Gedenkfeier fand auf dem Sennefriedhof statt. Schülerinnen der Hauptschule Heepen, die an der Gestaltung beteiligt waren, verbanden die Trauer mt Hoffnung.

»Wir wünschen, dass endlich Verständigung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern herrscht«, erklärten Daniela Wexel und Carolina Ens. Diesem Wunsch schloss sich auch Udo Halama an. Der Sozialpfarrer des Kirchenkreises Bielefeld hielt die Ansprache.
Er zitierte den jüdischen Schriftsteller und Publizisten Elie Wiesel, 1928 in Rumänien geboren und Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald, für den Erinnerung, Hoffnung und Zukunft in einem unlösbaren Zusammenhang stehen. »Es gibt keine Zukunft ohne Hoffnung und keine tragende Hoffnung ohne die Erinnerung.«
Der Faden der Erinnerung dürfe nicht abreißen, forderte Halama. Dieser Faden solle vor allem »uns uns Nachgeborene, die die Schrecken der Kriege und den Wahnsinn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nur noch aus Filmdokumentationen kennen - davor bewahren, die Fehlwege der Vergangenheit wieder zu gehen«.
Auch wenn die Zahl derer, die in direkter Lebensbeziehung zu den Ereignissen und Opfern der beiden Weltkriege stehen, kleiner werde, dürfe doch kein Schlussstrich gezogen werden, betonte Halama. »Einen Schlussstrich zu ziehen, hieße nicht nur die Opfer zu vergessen, sondern auch die Augen vor dem zu verschließen, was an faschistischem, antisemitischem und fremdenfeindlichem Gedankengut in manchen Köpfen immer noch herumspukt und bei einigen Jugendlichen auf fruchtbaren Boden fällt.« Er rief dazu auf, sichtbar und deutlich die Solidarität mit den jüdischen Gemeinden, mit den Fremden in Deutschland, mit Flüchtlingen und Asyl Suchenden zum Ausdruck zu bringen und mit allen, die »unter uns Gewalt und Hass erfahren oder ausgegrenzt werden«.
Zur Gedenkfeier begrüßte Hans-Jürgen Frank, Bezirksvorsteher im Stadtbezirk Mitte, unter anderem Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl und Oberbürgermeister Eberhard David, Dechant Klaus Fussy vom Dekanat Bielefeld-Lippe der katholischen Kirche, Kommunalpolitiker und Verwaltungsmitarbeiter, Vertreter der Bundeswehr aus Augustdorf und der Reservisten der Bundeswehr. Abordnungen hatten auch die Löschabteilungen West, Mitte und Ost der Freiwilligen Feuerwehr und die Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 entsendet. Vertreter des Bundes der Kriegsblinden Deutschlands, des Sozialverbandes, des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner sowie des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge waren ebenfalls gekommen.
Mit »Befiehl du deine Wege« (Paul Gerhardt), »Selig sind die Toten« und der Bach-Kantate »Wer nur den lieben Gott lässt walten« sorgte der gemischte Chor »Die Leineweber« für den musikalischen Rahmen der Gedenkveranstaltung.

Artikel vom 20.11.2006