18.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

JVA-Leiter sind schockiert
nach Mord hinter Gittern

Auswirkungen nach Siegburger Fall noch unbekannt

Von Stefanie Westing
Senne/Brackwede/Ummeln (WB). Geschockt haben die Leiter der drei Justizvollzugsanstalten (JVA) im Bielefelder Süden auf den Mord an einem 20-jährigen Insassen im Jugendgefängnis von Siegburg reagiert. »Der Fall beschäftigt Mitarbeiter und Häftlinge«, sagt Robert Dammann, Leiter der JVA Bielefeld-Brackwede I.

Er und seine Kollegen Uwe Nelle-Cornelsen (JVA Bielefeld-Brackwede II) sowie Rolf-Joachim Roth (JVA Bielefeld-Senne) wussten am Freitag noch nicht, welche Auswirkungen der Vorfall in Siegburg auf die Einrichtungen in Brackwede, Senne und Ummeln haben wird. Nelle-Cornelsen geht allerdings davon aus, dass Konsequenzen auf sie zukommen.
Die Mitarbeiter seien zunächst einmal sensibilisiert und angewiesen worden, noch genauer hinzuschauen, erklärten die drei Leiter. In den Anstalten Bielefeld-Brackwede II und Bielefeld-Senne unterscheiden sich die Voraussetzungen aufgrund des offenen Vollzuges von denen in Siegburg. In Bielefeld-Brackwede I ist der Vollzug aber geschlossen - wie in der Einrichtung nahe Bonn. »Wir haben auch Gemeinschafthafträume«, sagte Dammann. »Im Regelfall ist das unproblematisch. Vor allem suizidgefährdete Häftlinge sind gemeinschaftlich unterzubringen.«
Uwe Nelle-Cornelsen und Kollege Rolf-Joachim Roth erklärten, dass sie »nie nie sagen« würden. Als »schwierige Thematik und ein schreckliches Ereignis« bezeichnete Nelle-Cornelsen den Mord hinter Gittern. »Es sind Konstellationen denkbar, in denen solche Dinge über einen längeren Zeitraum hinweg nicht bemerkt werden.« Roth ergänzte: »Man kann manche Sache nicht ausschließen, aber bei uns können sich die Häftlinge relativ frei bewegen, haben am Wochenende zum Großteil Urlaub oder Ausgang. Daher ist ein Fall wie in Siegburg eher unwahrscheinlich.«
In den drei Anstalten im Bielefelder Süden sitzen derzeit etwa 2200 Häftlinge ein - damit sind die Häuser nicht voll belegt. Grund ist die Weihnachtsamnestie, im Rahmen derer Häftlinge, die normalerweise bis zum Christfest oder Jahreswechsel in der Haftanstalt bleiben müssten, einige Wochen früher entlassen werden. In Bielefeld-Brackwede II waren es zum Beispiel 70 Gefangene, die früher gehen durften. Dort bereitet man sich gerade übrigens intensiv auf einen Umzug vor, denn die Frauen aus dem offenen Vollzug aus der Außenstelle Senne werden zum 1. März nach Ummeln umsiedeln. Die bisherige Außenstelle wird aufgelöst, die Zuständigkeit geht komplett an Nelle-Cornelsen und Mitarbeiter über. Die Zusammenführung von Frauen- und Männervollzug dieser Größenordnung ist wohl einmalig in Nordrhein-Westfalen.

Artikel vom 18.11.2006