20.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kehrmann erleidet einen Handbruch

Fritz: »WM-Aus wäre ein Schock«

Dessau/Leipzig (dpa). Das Verletzungspech der deutschen Handballer reißt nicht ab: Florian Kehrmann erlitt beim 30:24 am Samstag in Dessau gegen Schweden einen Mittelhandbruch.

Die niederschmetternde Botschaft ereilte Bundestrainer Heiner Brand nach dem Abpfiff. »Ich weiß auch nicht, womit wir das verdient haben«, klagte Brand. Zwei Monate vor dem Eröffnungsspiel gegen Brasilien muss der Rechtsaußen des TBV Lemgo um seine Teilnahme an der Heim-WM (19. Januar - 4. Februar) bangen. »Das ist eine Katastrophe. Wenn er für die WM ausfällt, wäre das ein Schock. Er ist ein Leistungsträger, ein Typ und ein Kämpfer«, sagte Auswahl-Kapitän Henning Fritz (Kiel).
Kehrmanns Handbruch verlängert die seit Jahren anhaltende Verletzungsmisere von Leistungsträgern vor oder während großer Meisterschaften. Und zunächst war auch niemand in der Lage zu sagen, ob der 29-jährige 180-malige Nationalspieler bis WM-Beginn wieder spielen kann. »Wie lange er ausfällt, kann ich nicht sagen. Das wäre Spekulation«, sagte Brand. Kehrmanns Lemgoer Club-Kollege Markus Baur meinte noch vor Kenntnis der Diagnose hoffnungsvoll: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schlimm ist.«
Das Unglück geschah in der 11. Spielminute: Kehrmann lief im Angriff von seiner Position in Richtung Mitte, setzte einen Sprungwurf an und prallte beim Wurf mit seiner linken Hand an einen schwedischen Gegenspieler. Der Lemgoer ließ sich auswechseln, trat wutentbrannt gegen einen Stuhl und wurde minutenlang behandelt. »Ich habe sofort gemerkt, dass da was kaputt ist«, sagte Kehrmann.
Mit einem Eisbeutel auf der Hand verließ er noch während der ersten Halbzeit die Halle und wurde zum Röntgen in ein Dessauer Krankenhaus gebracht, wo der Bruch festgestellt wurde. Gestern Vormittag reiste Kehrmann aus Leipzig ab und fuhr mit dem Zug nach Bad Neustadt/Saale, um sich in der dortigen Spezialklinik einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen.
Noch heute soll er dort operiert werden. »Dann muss man abwarten, wie die OP verläuft und wie die Schrauben vom Körper angenommen werden. Wenn aber alles gut geht, dann könnte ich in sechs Wochen wieder trainieren. Vielleicht wird es auch in acht Wochen erst etwas. Aber das würde immer noch für die Weltmeisterschaft reichen. Deswegen denke ich nicht negativ, so bitter die Situation ist«, so Kehrmann.
Bei der WM müssen Brand und seine Spieler wie beim Championat 2003 in Portugal wegen eines Kreuzbandrisses auf Frank von Behren (Flensburg-Handewitt) verzichten. »Was hilft das Jammern. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Wir haben mit der WM trotzdem ein Riesen-Event vor uns«, sagte der Ex-Welthandballer Fritz, der wegen Verletzungen ebenfalls zwei Weltmeisterschaften verpasst hat.
Geschockt von der Kehrmann-Verletzung verlor die deutsche Mannschaft dann gestern das zweite Spiel gegen Schweden in Leipzig 24:30 (12:13). Im Anschluss sorgte der Bundestrainer für eine Überraschung: Er berief Stefan Kretzschmar (SC Magdeburg), Christian Schwarzer (TBV Lemgo) und Jan Holpert (SG Flensburg-Handewitt) in seinen vorläufigen 28-köpfigen WM-Kader: »Für alle Eventualitäten.«

Artikel vom 20.11.2006