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Ein Ehrenamt - das ist dem aus dem Siegerland stammenden 71-jährigen Manfred Schöler aus Kindertagen vertraut. Für seinen Vater, der einen handwerklichen Beruf ausübte, war die Mitarbeit in der Kirchengemeinde stets selbstverständlich. Und als mit Ende der eigenen Berufstätigkeit der Wechsel in die neue Lebensphase anstand, war es für den Wahl-Bielefelder keine Frage, sein Hobby (Musik) auszubauen und sich darüber hinaus zu engagieren.
Die Mitglieder der Martini-Gemeinde erleben Manfred Schöler nicht nur im Kirchenchor, im Posaunenchor und im Flötenkreis, sondern auch als Leiter der Seniorenfreizeiten. Im kommenden Jahr geht - unter seiner Leitung - ein Seniorensingkreis an den Start. Und im katholischen Altenheim St. Pius in Gadderbaum ist er regelmäßig zu Gast, um unter anderem um die evangelischen Andachten abzuhalten.
Für den ausgebildeten Diakon war es von Anfang wichtig, sich über die eigenen Erwartungen an ein Ehrenamt im Klaren zu sein. Manfred Schöler nennt drei Punkte: »Ich will das, was ich tue, können. Es muss mir Spaß machen. Ich will es in Gemeinschaft tun.« Auch wenn er - wie das Gemeinde-Umfeld ihm mit der Ehrung bestätigt - viel gibt, weiß er doch, dass er viel zurück bekommt. In der Gemeinschaft etwas gemeinsam zu tun, zur Freude anderer, sei befriedigend. Die beruflichen Erfahrungen in Behindertenarbeit und Gerontopsychiatrie und seine Lebenserfahrung haben dem 71-jährigen aber auch bewusst werden lassen, dass es Grenzen gibt. »Mit dem ÝSpaß machenÜ ist das so eine Sache. Es darf nicht zuviel werden.« Und deshalb schätzt er die Offenheit und die Ehrlichkeit derjenigen, die mit ihm gemeinsam aktiv sind.
Bei einem Seniorenurlaub gaben ihm die beiden Mitverantwortlichen deutlich zu verstehen, er solle den Nachmittag für sich nutzen, eine Pause einlegen und aufs Rad schwingen. »Das war genau das Richtige, um wieder ruhiger zu werden.«
Bei ehrenamtlicher Mitarbeit kann man sich aussuchen, was man machen möchte. Das bringt für viele einen richtigen Motivationsschub mit sich. Nach erfüllten aktiven Jahren im Ruhestand den richtigen Zeitpunkt für eine Übergabe oder das Ausscheiden zu finden, ist aber nicht einfach. »Da bin ich gar nicht bange«, meint Schöler, der sich in ein gut geknüpftes soziales Netz eingebunden weiß. An diesem arbeitet auch Pfarrer Hans Große entscheidend mit, dem die Ehrenamtlichen in der Gemeinde sehr wichtig sind. Deshalb gibt es auch den »Oscar«, eine Urkunde, die beim Ehrenamtlichen-Treffen nach einer kurzen Laudatio überreicht wird.
Der so Geehrte erwähnt diese Urkunde mit einem breiten Lächeln. Die Anerkennung, die dahinter steht, freut ihn, denn positive Resonanz sei der schönste Lohn für ehrenamtlich Tätige. Diese müssen jedoch auch lernen, mit Kritik umzugehen. »Ehrenamt braucht Begleitung«, betont Schöler. Es müsse jemanden geben, der Ehrenamtliche auffängt, bevor die Enttäuschung über eine nicht gelungene Veranstaltung oder mangelnde Resonanz zu groß werde. Auch dies wird in der Martini-Gemeinde berücksichtigt.
Insgesamt gelingt den Gadderbaumern eine gute Mischung aus Gruppen und Kreisen, die seit vielen Jahren existieren und deren Mitglieder regelmäßig zusammenkommen. Und aus Angeboten, die punktuell stattfinden oder zeitlich begrenzt sind. Bei den Semester-Angeboten geht es beispielsweise um Bibelarbeit. So ist für jeden etwas dabei, für unterschiedliche Interessen und Altersgruppen.

Artikel vom 18.11.2006