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Vernunft hat
auch Tücken

Flimm und die Salzburger Festspiele

Salzburg (dpa). »Nachtseite der Vernunft« steht als Motto über den Festspielen 2007, für die der Regisseur und Theaterleiter Jürgen Flimm erstmals als Intendant verantwortlich ist.
Stellte sein Programm vor: Jürgen Flimm.Foto: dpa

Es gehe darum, »nach dem Mozartjahr die Geschichten weiter zu schreiben«, die in den Mozart-Opern schon scheinbar abgeschlossen seien, sagte der neue Intendant gestern bei der Vorstellung seiner Vorhaben.
Im Opernprogramm setzt Flimm auf Stücke, die selten oder noch nie bei den Festspielen zu sehen waren. Das weit gespannte Motto begründete Flimm mit der Fragwürdigkeit der Vernunft-Vorstellung der Aufklärung.
So zeigt er als Eröffnungsstück Joseph Haydns Oper »Armida« in einer Inszenierung von Christoph Loy, »weil wir wissen wollen, was vor Mozart war«. Besonders eng will Flimm mit den Dirigenten Daniel Barenboim und Riccardo Muti zusammen arbeiten.
Als weitere Opernprojekte präsentierte er Peter I. Tschaikowskis »Eugen Onegin« mit Barenboim und Regisseurin Andrea Breth sowie Carl Maria von Webers »Freischütz« und Hector Berlioz' Oper »Benvenuto Cellini«.
Eine Uraufführung erarbeitet der Belgier Ian Fabre mit seiner theatralischen Totenmesse »Requiem für eine Metamorphose«. Aus dem Mozart-Jahr will der ehemalige Intendant des Hamburger Thalia Theaters die Produktionen »Le nozze di Figaro« und das Marionettentheater »Der Schauspieldirektor/Bastien und Bastienne« übernehmen.
Der neue Schauspielleiter Thomas Oberender, der in Jena geboren wurde und zur Zeit als Dramaturg am Zürcher Schauspielhaus arbeitet, möchte mit einer Molière-Collage an den großen Festspiel-Erfolg 1999 mit dem Shakespeare-Projekt »Schlachten!« anschließen. Regie soll auch hier Luk Perceval führen. Als Eigenproduktion der Festspiele ist Heiner Müllers »Quartett« geplant.
In Koproduktion mit Düsseldorf entsteht Thomas Bernhards erstes Stück »Ein Fest für Boris«, in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Schauspielhaus William Shakespeares »Sommernachtstraum«. »Dichter zu Gast« wird US-Schriftsteller Jeffrey Eugenides sein. Oberender will das »Young Directors Project« mit Produktionen aus Italien, Holland, Belgien und Deutschland fortsetzen.

Artikel vom 17.11.2006