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Gazprom will nach OWL

Konzern an Stadtwerken interessiert

Von Edgar Fels
Lage (WB). Das russische Gasunternehmen Gazprom hat offenbar den Markt in Ostwestfalen-Lippe im Visier. »Es gibt Angebote von Gazprom, ein Stadtwerke-Unternehmen aus der Region zu übernehmen«, sagte die FDP-Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp gestern bei einer Veranstaltung in Lage.

Einzelheiten nannte Kopp nicht. Ihre Information stammen »aus sicherer Quelle« aus unternehmensnahen Kreisen von Gazprom. »Es sind Angebote nach Ostwestfalen gegangen. Das ist kein Gerücht«, betonte Kopp. »Wenn es dazu kommt, müssen jedoch die rechtlichen Bedingungen passen«, sagte die FDP-Energieexperin.
Kopp hatte gestern Abend zur ersten OWL-Stadtwerke-Konferenz eingeladen. 13 von 26 Stadtwerke und Regionalversorger aus sechs der sieben Kreise waren der Einladung gefolgt. Nicht vertreten war der Kreis Paderborn. Zum angeblichen Gazprom-Angebot wollte sich jedoch keiner der Stadtwerke-Vertreter äußern. Es soll sich aber um ein größeres Stadtwerke-Unternehnen handeln, hieß es.
»Ein solches Engagement kann ich mir durchaus vorstellen«, sagte Martin Cronenberg, Vizepräsident der Bundesnetzagentur. Dies würde auch zu mehr Wettbewerb führen.
Cronenberg stellte sich auf Initiative der FDP-Bundestagsabgeordneten den Fragen der Energievertreter stellte. Viele kritisierten die Arbeit der Bundesnetzagentur. Vor allem für kleinere Stadtwerke bedeuteten die Anforderungen der Bonner Regulierer einen hohen bürokratischen Aufwand.
Cronenberg erläuterte, dass Verbraucher in Deutschland für Strom und Gas im Vergleich zu anderen Ländern in Europa tief in die Tasche greifen müssen. Um weitere Preisanhebungen einzudämmen, hat die Bundesnetzagentur zuletzt bei zahlreichen Energiekonzernen deren beantragte Netzentgelte gekürzt.
Allein die Strompreise haben sich seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt um 36 Prozent erhöht. Darunter leiden einkommensschwache Haushalte ebenso wie energieintensive Unternehmen.
»Oberstes Ziel ist die Intensivierung des Wettbewerbes auf den deutschen Energiemärkten«, sagte Gudrun Kopp. Das auch die Politik nicht ganz unschuldig ist an den hohen Preisen, weiß sie. Allein Steuern und Abgaben machten bei Strom 42 Prozent an den Gesamtkosten für den Verbraucher aus, bei Erdgas seien es 30 Prozent, erklärte Kopp.
Die vier großen Anbieter E.ON., RWE, Vattenfall und EnBW kontrollierten 80 Prozent der Erzeugungskapazität. Für Gudrun Kopp ist klar: »Wenn die Verbraucher und Unternehmen in Deutschland gewinnen wollen, müssen Monopol-Renditen abgeschmolzen und die Tore für den Wettbewerb aufgestoßen werden.«

Artikel vom 17.11.2006