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Polizeischutzfür bedrohte
Professorin

Bielefelder Doping-Kritikerin beschimpft

Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Unter Polizeischutz hat Jura-Professorin Britta Bannenberg (42) einen Vortrag in der Bielefelder Universität gehalten. Im Vorfeld ihrer Rede hatte die bundesweit bekannte Doping-Kritikerin Drohungen erhalten.
Lehrt Kriminologie, Strafrecht und Strafverfahrensrecht: Britta Bannenberg.
Seit die Juristin die Strafbarkeit des Dopings fordert und Radprofi Jan Ullrich wegen Betruges und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz angezeigt hat, bekommt sie unfreundliche Post und wird in E-Mails beschimpft. Im Vorfeld des Vortrags vor der Juristischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe hatte Bannenberg in der vergangenen Woche E-Mails erhalten, in denen eine »körperliche« Begegnung ankündigt wurde. Zwei Polizeibeamte sowie vier Sicherheitsleute der Universität standen daher vor dem Hörsaal bereit, um gegebenenfalls einzugreifen. Der Vortrag, in dem die Juristin über die Machenschaften im Sport sprach, verlief dann ungestört.
Die Bielefelder Polizei bestätigte den Einsatz in der Universität, wollte aber keine Angaben zu möglichen Hintergründen der Drohungen machen.
Britta Bannenberg, früher selbst Langstreckenläuferin, ist davon überzeugt, dass internationale Netzwerke die Doping-Szene mit anabolen Steroiden, dem Blutdoping-Mittel Epo, Wachstumshormonen, Narkotika und mehr versorgen und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Nachahmerpräparate - zuweilen gefährlich verunreinigt - kämen aus China und Osteuropa.
Als im April 1987 die gedopte Siebenkämpfern Birgit Dressel starb - zwei Jahre lang hatte sie 100 verschiedene Präparate geschluckt, injiziert oder inhaliert -, wurde das als Einzelfall deklariert. »Und auch die 13 Todesfälle junger Radsportler in den vergangenen Jahren wurden noch nicht als strukturelles Problem gesehen«, sagte Bannenberg.
Abnehmer von Doping-Präparaten, so die Juristin, seien längst nicht nur Sportler, sondern auch Polizei und Armee, Türsteher und das Showgeschäft. Und längst sei der Dopinghandel in der Hand des organisierten Verbrechens.
Britta Bannenbergs Kritik: Die Sportfunktionäre seien nicht auf dem neuesten Stand - oder wollten es nicht sein. Ihr Vorwurf: Gedopte Sportler würden gesperrt, die Hintermänner selten belangt. Ihre Konsequenz: »Wer Aufdeckung will, muss auf das Strafrecht setzen und auf Ermittlungen mit Durchsuchungen und Telefonüberwachung.«

Artikel vom 20.11.2006