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Wie damals -Ênur kleiner
Märklin stellt »roten Brummer« auf Modelleisenbahn-Schienen -ÊTEE 2007
TEE und Rheingold, TGV und Shinkansen, IC und ICE: Solche Züge lassen das Herz des Eisenbahnfreundes höher schlagen. Aber sie fahren nie auf Nebenbahnen. In ländlichen Regionen fahren andere Züge. Hier war in den 60er- und 70er-Jahren der »rote Brummer« König auf der Schiene.
Herzpochen löste auch er aus: Etwa, wenn die Mutter ihren kleinen Jungen schickte, den Vater vom Bahnhof abzuholen. Oder wenn man selbst drinnen saß auf dem Weg zum Gymnasium oder dem ersten Ferientag oder zur Bewerbung um einen Ausbildungsplatz bei Schreinermeister Müller im nächst größeren Ort. Ach ja, war es nicht auch der »rote Brummer«, der die Urlaubsbekanntschaft, genannt die »schwarze Granate«, in den Heimatort brachte?
Jedenfalls verbinden sich mit dem dieselgetriebenen Zug jede Menge persönliche Erinnerungen. Beim Anblick des diesjährigen neuen Märklin-Modells werden sie wieder wach. Die Inneneinrichtung inklusive kunstlederner Sitze, der leicht flackernden Beleuchtung, dem Gebrumm des Dieselmotors, Hupe, Anfahr- und Bremsverzögerung - alles ist wie damals, nur eben viel, viel kleiner.
Wirtschaftlich benötigt Märklin eigentlich etwas mehr Schubkraft als der legendäre Schienenbus in der Realität auf die Gleise brachte. Vor allem in der ersten Version war der Zug doch sehr untermotorisiert und kam an Steigungen schon mal schwer ins Keuchen.
Die gesamte Modelleisenbahn-Branche hat 2005 einen Umsatzrückgang von 14 Prozent hinnehmen müssen. Jugendliche gebrauchen offenbar lieber fertige Computerprogramme, um als Pilot, Formel 1-Fahrer oder Lokführer übers Land zu düsen. Die Natur »en miniature« selbst nachzubauen, ist ihnen anscheinend zu anstrengend. Zum Basteln und ein bisschen Tüfteln fehlt den meisten die Geduld. Eine Zeit lang konnten die Hersteller dies durch Zuwächse bei den Sammlern ausgleichen. Doch auch bei ihnen sitzt das Geld heute nicht mehr so locker wie noch vor einigen Jahren.
Gerade Märklin hatte in jüngster Zeit zudem mit Schwierigkeiten abseits der normalen Schienenführung zu kämpfen: Kosten- und damit Ertragsprobleme, Eigentümerwechsel, Personalabbau, teilweise Produktionsverlagerung, Einbruch und Diebstahl im firmeneigenen Museum.
Es wird Zeit, dass die Weichen wieder auf andere Themen umgestellt werden. Ende Oktober wurde das Museum als »Märklin-Erlebniswelt« neu eröffnet. Und auch auf der Modell-Spur tut sich was. Im kommenden Jahr feiert der »Trans Europa Express« (TEE) Paris-Brüssel-Amsterdam 50. Geburtstag. Märklin und Trix feiern mit -Êmit aufwendigen Neukonstruktionen des Reisezuges.
Der Märklin-Schienenbus kostet in Bestausstattung inklusive Steuerwagen 349 Euro. Die Standard-Variante gibt es ab 299 Euro. Zusätzlich zum Trieb- und Steuerwagen stellt Märklin noch einen Schienenbus-Beiwagen zum Preis von 69,95 Euro auf die Verkaufsschiene.
Bernhard Hertlein

Artikel vom 25.11.2006