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Wolf ist am bissigsten

Friesinger setzt ihren Siegeszug auf dem Eis fort

Berlin (dpa). Der Knatsch ist vorbei, die Friesinger-Festwochen gehen weiter: Die Olympiasiegerin aus Inzell hat gestern beim Rekordfestival auf dem »Sahneeis« von Berlin ihren Siegeszug mit dem 41. Weltcup-Erfolg fortgesetzt.

Über 1000 Meter landete Anni Friesinger im fünften Saison-Rennen den fünften Sieg und verpasste in 1:15,53 Minuten ihren eigenen Bahnrekord nur knapp.
»Das war ein Traum-Wochenende. Jetzt kommt es aber darauf an, auch bei den Saison-Höhepunkten mein Potenzial abzurufen«, sagte die 29-Jährige nach den schmerzhaften Erfahrungen der Olympischen Winterspiele von Turin, wo sie vier Mal als Favoritin an den Start ging, aber nur im Team-Rennen zu Gold kam. »Wir haben die Lehren gezogen, Anni hat ihr Programm reduziert«, meinte ihr Coach Gianni Romme, der nach dem ausgestandenen Zoff mit dem Verband seinen Schützling erstmals auf dem Eis betreuen durfte.
Bei ihrem dritten Saisonsieg über 1000 m ging Friesinger ab wie die Feuerwehr und war von keiner Konkurrentin zu stoppen. Zweite wurde wie schon über 1500 m die Niederländerin Ireen Wüst (1:16,13). Zwar führt Friesinger mit der makellosen Bilanz von 300 Punkten das Klassement an, doch wird sie den 1000-m-Cup nicht verteidigen können, weil sie im Dezember auf die Asien-Tournee verzichtet, um auf Lanzarote Kräfte für die zweite, wichtigere Saison-Hälfte zu sammeln.
Neue Spitzenreiterin im 500-m-Klassement ist nach ihren zwei glanzvollen Siegen die Berlinerin Jenny Wolf. »Diese Rennen waren der Hammer. Einfach ein Traum. Nie hätte ich gedacht, dass solche Zeiten hier möglich sind«, meinte die 27-jährige Germanistikstudentin nach ihrem Doppelschlag auf ihrem Heimateis, auf dem sie seit fast 20 Jahren trainiert. Mit 37,77 Sekunden stellte sie im ersten Lauf einen Flachland-Weltrekord auf und war tags darauf in 38,12 erfolgreich. »Es war einfach wunderbar, vor den Augen meiner Eltern und vieler Freunde zu siegen«, sagte sie nach ihrem siebten Weltcup-Erfolg. »Bei den nächsten Rennen sollen sich die Asiaten daheim in Sicherheit wiegen und ich will zurückschlagen«, sagte die Berlinerin euphorisch.
Nicht glücklich war hingegen Claudia Pechstein nach Platz acht über 3000 m. Auf heimischem Eis gelang es ihr nicht, die lange Durststrecke seit dem letzten Einzelsieg im Februar 2005 zu beenden. »Bei der WM wird das anders aussehen«, meinte die fünfmalige Olympiasiegerin kämpferisch, nachdem sie ein Infekt seit Wochen geschwächt und eine Topform verhindert hatte. Sauer reagierte Daniela Anschütz-Thoms. »Jetzt reicht es mit den vierten Plätzen«, meinte die Team-Olympiasiegerin trotz Topzeit von 4:04,47, während der Sieg mit Bahnrekord von 4:02,44 an die Niederländerin Renate Groenewold ging.

Artikel vom 20.11.2006