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Später Sommer im November

Temperaturen klettern deutlich über 20 Grad - Schnee in Australien

Frankfurt/Sydney (dpa). Cabrio-Wetter im November: Der Altweibersommer ist gestern in Deutschland zur Hochform aufgelaufen. An vielen Orten wurden die höchsten Temperaturen in einer zweiten Novemberdekade seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen.

»Der Donnerstag war der Höhepunkt. In den nächsten Tagen wird es jeden Tag ein, zwei Grad kühler«, sagte Holger Starke vom Wetterdienst Meteomedia. Hoch »Udo« macht nämlich Tief »Hildburg« Platz, was am Wochenende für kühleres Herbstwetter sorgt. Die warme Luft der vergangenen Tage wird nach Osten abgedrängt. »Ein Wintereinbruch ist aber weit und breit nicht in Sicht, auch wenn die Temperaturen in den nächsten Tagen etwas zurück gehen.«
21,4 Grad wurden gestern Nachmittag in Bretten in Baden-Württemberg und 20,5 Grad in Rockenhausen in Rheinland-Pfalz registriert. Überall in Deutschland rekelten sich - wie sonst im Frühling - Menschen in der Mittagssonne. Straßencafés und Eisdielen hatten im Freien Hochkonjunktur, Cabrio-Fahrer fuhren mit geöffnetem Verdeck. Die Menschen nutzten das schöne Wetter für einen Einkaufsbummel, einen Spaziergang oder eine Radtour.
In Berlin zeigten die Thermometer 18 Grad - der bisherige Spitzenwert lag 1977 bei 16,3 Grad. Der warme Herbst bringt vor allem Farbe in die Natur: »Die Blätter sind bunt gefärbt, sie fallen nur noch nicht«, schilderte die Agrarmeteorologin Brigitte Klante vom Deutschen Wetterdienst im Rheingau-Ort Geisenheim eine weithin sichtbare Folge der ungewöhnlich milden Temperaturen. Tieren und Pflanzen machen die Temperaturen aber kaum etwas aus. Die Natur sei besser angepasst, als wir Menschen denken. Die frühlingshaften Temperaturen mitten im November sind nach Einschätzung von Fachleuten auch noch kein Ausdruck für den Klimawandel. »Was wir jetzt sehen, ist eine besondere Wettersituation, wahrscheinlich keine besondere Klimasituation«, sagt Johann Jungclaus vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie.
Wer gestern auf der 2962 Meter hohen Zugspitze war, brauchte bei starkem Föhnwind zwar gutes Standvermögen, wurde aber mit Sonne pur und einer Fernsicht von 200 Kilometern belohnt. Die Temperatur lag am Vormittag bei null Grad, der Südwind fegte mit bis zu 70 Stundenkilometern über Deutschlands höchsten Berg, was Windstärke 8 entspricht.
Zwei Wochen vor dem offiziellen Sommeranfang sind die Australier in der Hauptstadt Canberra und in Melbourne gestern bei leichtem Schneetreiben aufgewacht. In Sydney wurde der kälteste Novembertag seit mehr als 100 Jahren registriert, mit einer Morgentemperatur von 8,3 Grad. In Queensland hat es erstmals seit 65 Jahren an einem Novembertag geschneit.

Artikel vom 17.11.2006