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Wenn Fußwippen chronisch wird

Tom Gäbel und Band begeistern ihr Publikum im Ringlokschuppen

Von Hanne Biermann (Text)
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Eine bunte Mischung stellte das Publikum am vergangenen Mittwochabend im Ringlokschuppen dar. In der kleinen Halle war alles vertreten: Alt und jung, in Alltagskleidung oder im »kleinen Schwarzen«. Trotz der Unterschiede wartete das Publikum gleichermaßen gespannt auf den Auftritt von Tom Gäbel und seiner zehnköpfigen Bigband.

Die Band eröffnet das Konzert, und die Musiker geben gleich zu Beginn einen beeindruckenden musikalischen Nachweis ihres Könnens, bevor Posaunist Michael »Schnucki« Theissing-Tegeler ans Mikro tritt und berichtet, dass Deutschland im Fußball gegen Zypern führt. Dann kündigt er mit blumigen Worten den 30-jährigen Sänger an.
Mit »Walk Through The Raindrops« eröffnet Gäbel, der sein Jazzgesangsstudium in Amsterdam »cum laude« abgeschlossen hat, das Bielefelder Konzert. Er kündigt an, nur Songs zu singen die ihm Spaß machen. »Ich bin für meinen bizarren Geschmack bekannt«, fügt er hinzu, was während des Konzerts allerdings nur auffällt, als er die Jazzversion von »Drei Chinesen mit dem Kontrabass« anstimmt.
Mit einer Mischung aus Swing-Klassikern und neuen Songs seines aktuellen Albums »Introducing: Myself« reißt Tom Gäbel das Publikum mit; seine außergewöhnliche Stimme harmoniert perfekt mit der Musik. Die Folgen sind chronisches Fußwippen und rhythmisches Mitklatschen auf Seiten der begeisterten Zuhörer.
Aber nicht nur durch sein stimmliches Talent weiß Gäbel, der schon zahlreiche Fernsehauftritte (unter anderem bei Stefan Raab) absolviert hat, zu überzeugen - seine Begabungen an der Posaune und am Schlagzeug bleiben ebenfalls nicht verborgen. An diesem Abend muss sich sogar Bandschlagzeuger Jens Düppe dem glänazend aufgelegten Gäbel im Drummer-Wettkampf geschlagen geben.
Elegant gekleidet in grauem Anzug, weißem Hemd und Fliege, macht Gäbel auch als Entertainer eine gute Figur. Immer wieder erzählt er kleine Anekdoten über sich und seine Bandmitglieder und amüsiert mit Tanzeinlagen das Publikum. Die Behauptung, dass Zypern nach der Pause 3:1 führt nimmt ihm allerdings keiner ab.
Gut gelaunt machen auch die Bandmitglieder jeden Spaß mit, die in zahlreichen Soli sie Gelegenheit haben zu beweisen, wie perfekt sie ihre Instrumente beherrschen. Denis Gäbel und Frank Sackenheim lassen ihre Saxophone Geschichten erzählen und »Schnucki« beweist sogar stimmliches Talent, als er zusammen mit Tom Gäbel einen Blues anstimmt.
Am Ende des Konzerts gibt es dann auch noch eine von den Zuschauern lautstark geforderte Zugabe: Nicht ganz passend zur Jahreszeit und mit nicht eben stilechten Cowboyhüten auf den Häuptern erntlassen Tom Gäbel und seine Truppe das Publikum nach einem rundum gelungenen Konzert ins »Winter Wonderland«.

Artikel vom 17.11.2006