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Tündern bangt
um Toptalent

Dimitrij Ovtcharov vor Abwanderung

Von Sylvia Rasche (Text und Foto)
Tündern (WB). Die Liste seiner prominenten »Opfer«Êist lang, denn Dimitrij Ovtcharov hat keine Angst vor großen Namen. Mit 18 ist er der jüngste Spitzenspieler in der Tischtennis-Bundesliga und will am Saisonende eine positive Bilanz vorweisen. Mit seinem Club, dem TSV Schwalbe aus dem kleinen Hameln-Vorort Tündern, erwartet er diesen Sonntag um 14 Uhr den TTF Ochsenhausen.

»Ich habe schon in der vergangenen Rückrunde ausgeglichen gespielt. Da muss es mein Anspruch sein, mich weiter zu verbessern«, erklärt »Dima« selbstbewusst. Weltklassespieler wie den Schweden Jan-Ove Waldner, den Rumänen Adrian Crisan oder den Polen Lucjan Blaszcyk hat er bereits bezwungen und seinen Einstand in der Herren-Nationalmannschaft gefeiert. Im EM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien führte der Debütant die deutsche Mannschaft mit zwei Siegen fast im Alleingang zum 3:2-Erfolg. »Das war ganz entscheidend für ihn. Dieses Erlebnis wird ihn weiter bringen. Dimitrij hat das Zeug, ein wichtiges Mitglied der Nationalmannschaft zu werden«, sieht Chef-Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig das große Potential des Jugend-Europameisters von 2005.
In Kiew geboren, kam Ovtcharov vor 14 Jahren nach Deutschland. Seine Familie ließ sich in Tündern bei Hameln nieder. Vater und Trainer Mikhail, ehemaliger sowjetischer Meister, führte den TSV Schwalbe Tündern bis in die Bundesliga. »Dima« selbst spielte schon mit zwölf Jahren in der Oberliga. Das aktuelle zweite Bundesliga-Jahr wird aber vermutlich sein letztes beim Heimatverein sein.
Schon im Vorjahr tat er sich mit einer Vertragsverlängerung bei den Niedersachsen schwer, machte seine weitere Zusage vom Klassenerhalt in der Bundesliga abhängig. Der scheint in dieser Saison in weiter Ferne. Keinen Punkt holte das Team in der Hinrunde. »Dabei können wir gegen jede Mannschaft gewinnen, wenn es optimal läuft«, ist Ovtcharov überzeugt. Hinter dem WM-Dritten (Jugend-Mannschaft 2005) spielen der Brasilianer Thiago Monteiro (25), der Slowake Pistej Lubomir (22) und der Spanier Marc Duran (20) in der jüngsten Mannschaft der Liga, die noch dazu mit dem kleinsten Etat aller Bundesliga-Vereine auskommen muss.
»Dima«, der Star des Teams, ist allerdings nur noch gelegentlich in Tündern. Kürzlich hat er sein Zimmer im neuen Deutschen Tischtennis Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf bezogen, trainiert im dortigen Leistungszentrum und will so seinem Ziel näher kommen. Im Dezember darf er sein letztes großes Jugendturnier, die WM in Kairo, spielen, gehört dort als U18-Weltranglistenvierter mit zum Favoritenkreis. Anschließend steht die Herren-Nationalmannschaft ganz im Blickpunkt. »Ich will mich dort etablieren und für Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften spielen«, hat er sich fest vorgenommen. Cheftrainer Schimmelpfennig sieht gute Perspektiven. »Er kann ein Spiel gut analysieren. Das ist für einen so jungen Spieler ungewöhnlich.« In der Weltrangliste eilt »Dima« derzeit in großen Schritten nach vorne. Im Dezember wird er erstmals unter den Top-100 geführt. Für den selbstbewussten 18-Jährigen ist das nur eine Etappe auf dem Weg nach oben.

Artikel vom 02.12.2006