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Zu viele »Pferdefüße«:
Getränke ja, Post nein

Die Kampmanns nehmen auch künftig keine Pakete an

Von Markus Poch (Text und Foto)
Quelle (WB). Zu einer unendlichen Geschichte scheint sich die Suche der Deutschen Post nach einem Kooperationspartner in Quelle zu entwickeln: Wie Postsprecher Achim Gahr gestern auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage mitteilte, sind auch sechs Wochen nach Schließung der letzten Filiale noch immer keine neuen Verträge unterschrieben. Dabei hätte alles so einfach, praktisch und zügig gehen können.

Dann nämlich, wenn sich die Post mit der Queller Unternehmerfamilie Kampmann geeinigt hätte. Die betreibt an der Carl-Severing-Straße 60 die Firma »Mode & Stickerei Kampmann« sowie seit kurzem auch den »OWL-Getränkemarkt« im selben Gebäude. Nachdem dessen vormaliger Pächter aufgegeben hatte, übernahmen Eveline Kampmann (48) und Tochter Kerstin (24) die Geschäftsführung. Die beiden Frauen hatten großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Post, versprachen sich eine höhere Kundenfrequenz und neue Verdienstmöglichkeiten. In ihrem Markt mit regionalen Getränkespezialitäten gibt es einen zentral gelegenen und doch abgetrennten Raum, der sich als neue Anlaufadresse für die Queller Postkunden perfekt eignet. Es gibt Parkplätze vor dem Haus, das Gelände ist wegen seiner Nähe zur Kreuzung »Café Sport« aus allen Richtungen gut erreichbar.
Doch Familienoberhaupt Jürgen Kampmann, der die Vertragsgespräche führte, gab der Post jetzt eine klare Abfuhr. Die Konditionen seien absolut inakzeptabel, betonte er gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. »Die Provision ist so gering, die finanziellen Verpflichtungen dagegen sind so hoch, dass am Monatsende praktisch nichts übrig bleibt«, erklärt der 48-Jährige. Er empfindet den Vertrag als Unverschämtheit, als »eine Vereinbarung voller Pferdefüße und vage formulierter Kleinigkeiten, auf die wir uns nicht einlassen konnten. Mein Gefühlszustand bewegt sich zwischen Enttäuschung und Entsetzen.«
So werden die Kampmanns auch zukünftig keine Pakete annehmen oder Briefmarken verkaufen. Und Quelle bleibt vorerst weiter postlos. »Ich würde mich nicht wundern, wenn das noch lange so bleibt. Denn wo will die Post auch hin? So viele günstige Möglichkeiten gibt es in Quelle ja nicht mehr«, ergänzt Kampmann.
Seine beiden Frauen nutzen ihre Kapazitäten jetzt lieber zur Erweiterung des Sortiments. So wollen sie exklusive Glaswaren und praktische Haushaltsartikel aufnehmen, außerdem die Wein-Empore mit reinen Winzereiabfüllungen bereichern und dadurch deutlich aufwerten. Zusätzlich sollen täglich alle Getränke zum Probieren angeboten werden. Verkauf und Lieferservice hat der gelernte Kellner Gerald Niels (47) übernommen.

Artikel vom 17.11.2006