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Varusschlacht war
nicht in Kalkriese

»Historische Berichte eindeutig«

Von Ernst-Wilhelm Pape
Detmold (WB). Es sei mit absoluter Sicherheit auszuschließen, dass die legendäre Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus in Kalkriese bei Osnabrück stattgefunden hat.

Das hat gestern Abend im Lippischen Landesmuseum in Detmold bei einer Diskussionsveranstaltung über den Schauplatz der Schlacht im Teutoburger Wald Dr. Peter Kehne, Althistoriker der Universität Hannover, erklärt. Die genaue Analyse von Berichten der antiken Schriftsteller Cassius Dio und Tacitus lasse keinen anderen Schluss zu. Der genaue Ort des Sieges von Cheruskerfürst Arminius (Hermann) über die Legionen des römischen Statthalters Varus gehe aus den Berichten aber nicht hervor. Der Ort des Kampfes lasse sich nur ungefähr bestimmen. Kalkriese komme aber mit 100-prozentiger Sicherheit nicht infrage. Er werde seine Analyse zum Thema Kalkriese in einem wissenschaftlichen Aufsatz in nächster Zeit veröffentlichen, kündigte Kehne an.
Wenn die Chefarchäologin der Ausgrabungsstätte Kalkriese, Dr. Susanne Wilbers-Rost, behaupte, die jüngst freigelegten Spitzgräben seien von Germanen und nicht Römern angelegt worden, sei das »Quatsch«. Die Behauptung zeige, dass die Verantwortlichen in Kalkriese von germanischer Kriegsführung und römischer Militärstrategie »wenig Ahnung« hätten. Die Germanen hätten über keine Gerätschaften zum Ausheben solcher Gräben verfügt.
Nach Angaben von Dr. Thomas Otten, Leiter des Referates Bodendenkmalpflege beim NRW-Ministerium für Bauen und Verkehr, hängt die Frage nach dem Ort der Varusschlacht von der Einordnung der Münzfunde in Kalkriese ab. Wenn sich eine jüngere Datierung der Fundmünzen bis etwa 15 n. Chr. bestätigten, müsse umgedacht werden. Derzeit würden die Münzen im Hinblick auf das Varus-Jahr 2009 mit Unterstützung des Ministeriums wissenschaftlich untersucht. Nach dem derzeitigen Stand sei Kalkriese als Ort der Varusschlacht keineswegs aus der Diskussion, sagte Otten dieser Zeitung. Mit der Niederlage der Römer war vor fast 2000 Jahren die Eroberung von Germanien und seine Eingliederung in das römische Reich gescheitert.

Artikel vom 16.11.2006