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Dem Neandertaler
weiter auf der Spur

Forscherteams legen neue Erkenntnisse vor

Neandertaler im Museum in Mettmann.Foto: dpa

Leipzig (dpa). Zwei internationale Forscherteams haben wichtige Teile des Neandertaler-Erbguts entziffert. Erste Analysen zeigen, dass sich die evolutionären Wege des modernen Menschen und des Neandertalers vor einer halben Million Jahre getrennt haben. Eine Gruppe um Svante Pääbo vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie berichtet im britischen Fachblatt »Nature« (Bd. 444, S. 330) sogar von möglichen genetischen Hinweisen auf eine Kreuzung beider Hominiden. Eine parallel im US-Fachjournal »Science« (Bd. 314, S. 1113) veröffentlichte Analyse liefert dafür allerdings keine Belege.
Bisher war eine genaue Untersuchung des Neandertalergenoms daran gescheitert, dass nicht genügend intaktes Erbmaterial zur Verfügung stand. Lediglich das separate Erbgut der Zellkraftwerke (Mitochondrien) war untersucht worden. Die Gruppe um Pääbo nutzte nun eine neue Technik, die Mitautor Michael Ronan für die Firma 454 Life Sciences in Branford (US-Staat Connecticut) entwickelt hat. Sie untersuchten mehr als 70 Knochen- und Zahnproben von verschiedenen Neandertalerfunden in Europa und Asien. Sechs davon waren gut genug erhalten, um DNA zu entnehmen. Mehr als eine Million DNA-Bausteine ließen sich rekonstruieren. Die Forscher hoffen, in nur zwei Jahren das gesamte Neandertalergenom entziffern zu können.
Der Vergleich der bislang entzifferten Neandertaler-DNA mit dem Erbgut von Mensch und Schimpanse ergab, dass sich der Neandertaler und der moderne Mensch vor 516 000 Jahren trennten.

Artikel vom 16.11.2006