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Ani Choying Drolma mit Trommel und Glocke. Vorn: die uralten Liedtexte.

Die Welt mit Blumenaugen betrachtet

Großes Konzert in der VHS: Tibetische Gesänge mit Ani Choying Drolma

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Wer die Welt ändern möchte, muss kein Heiliger sein - auch kleine Dinge bewirken Großes«, sagt Ani Choying Drolma. Im Fall der 35-jährigen Tibeterin aus Nepal ist es ihr Gesang.

Ani Choying Drolma (Ani entspricht der Anrede »Schwester«) ist Nonne und Sängerin, und beides gehört unauflöslich zusammen. Wer die Kunst und das spirituelle Anliegen der Buddhistin kennenlernen möchte, hat dazu heute beste Gelegenheit: Ani Choying Drolma tritt um 20 Uhr im Historischen Saal der Volkshochschule (Ravensberger Park) auf.
Dier Veranstalter, VHS und die Tibetische Initiative OWL um Margret Köhre, haben »Chö« angekündigt, eine Melange aus Gebet und Gesang, traditionell tibetisch, aber Ani Choying Drolma, die bereits zum vierten Mal in Deutschland gastiert, möchte den Bielefeldern diesmal auch etwas Neues bieten: »Ich bringe vor allem Lieder zeitgenössischer Komponisten, darunter das ÝPhoolko AakhamaÜ - Blumenaugen -, das mittlerweile zu Nepals beliebtestem Wiegenlied geworden ist.« Die sozial engagierte Künstlerin, die zugunsten ihrer Nonnenschule Arya Tara (Kathmandu) auftritt, wird aber auch die verinnerlichten Gesänge ihrer Heimat anstimmen, sparsam instrumentiert mit einer kleinen Glocke und einer Trommel.
Mittlerweile wurde Ani Choying Drolma zur Kulturbotschafterin Nepals ernannt, und man würde sie gerne auch als Botschafterin für den Frieden um die Welt schicken, »aber ich bin nicht scharf auf Titel.« Der in Nepal geborenen Tochter tibetischer Flüchtlinge wurde eine modulationsfähige Stimme in die Wiege gelegt. »Ich hatte einen Traum«, sagt Ani Choying Drolma und machte ihn wahr: Bildung, weltliche wie spirituelle, für die rechtlosen Frauen in der Himalaya-Region.
Bislang hat sie fünf CDs aufgenommen, zwei davon sind nur bei ihren Konzerten erhältlich, die übrigen sind telefonisch unter der Bremer Nummer 04 21 / 65 69 00 bzw. per E-mail unter henrike.eggers@t-online.de erhältlich. Aus dem CD-Verkauf stammen 80 Prozent der Einkünfte der Arya-Tara-Schule (derzeit 54 Nonnen); der Rest sind Spenden.
Dementsprechend ist der Eintritt zum heutigen Konzert frei, aber die Nonne und Sängerin hofft dennoch auf ein freigebiges Auditorium. Ihre modernen Lieder klingen manchmal wie romantische Balladen, »sie reden mit dem Zuhörer«. Die traditionellen Gesänge sind spirituelle Dialoge mit dem Ich, aber keineswegs selbstreferentiell, sondern in ihrer suggestiv-traumverlorenen Art sehr anziehend - Balsam für die Seele.

Artikel vom 16.11.2006