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Die Bayern wollen Veh »rasieren«

Süd-Derby als Liga-Gipfel: Stuttgart in München auf dem Prüfstand

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
München (WB). Einen netten Einfall präsentierte am vergangenen Montag die Süddeutsche Zeitung. Sie veröffentlichte gleich zwei Tabellen mit dem FC Bayern. Die schönere Version ist jene, die stimmt.

Am Schluss des zwölften Spieltages belegten die Münchener Platz vier mit vier Punkten Rückstand auf den VfB Stuttgart. Die Rangliste sah zehn Minuten vor Abpfiff noch ganz anders aus. Da wäre der Rekordmeister nur Achter gewesen - noch hinter Arminia!
Aber weil der Titelverteidiger in seiner furiosen Aufholjagd in Leverkusen aus einem 1:2 noch ein 3:2 machte, darf er sich nun auf ein echtes Spitzenspiel freuen. Das Süd-Derby am Samstag ist gleichzeitig ein Liga-Gipfel - die Bayern empfangen die Stuttgarter. »Die machen klasse Arbeit, wieder mit jungen Spielern wie zu meiner Zeit dort«, findet Trainer Felix Magath angemessene Worte für den Ex-Klub, dessen Mannschaft mit einer besonderen Empfehlung auf den Prüfstand rückt. Auswärts ist der VfB noch immer ungeschlagen.
Mit dem 2:1 in Hannover lösten die Schwaben sogar Werder Bremen auf Platz eins ab, so haben sich die Liga-Gewichte ein wenig verschoben. Auch die Bayern rennen im Augenblick noch hinterher. Nicht auszudenken, sie hätten in Leverkusen tatsächlich verloren. Dann würden sie nun darum kämpfen, nicht um zehn Zähler hinter Stuttgart zurückfallen. Stattdessen können sie nah herankommen, wovon Magath auch ausgeht - »selbstverständlich«, wie er erklärt hat. Kein Zweifel, die Bayern-Brust, zuletzt nicht ganz so stolz geschwellt wie üblich, nahm seit Leverkusen wieder an Umfang zu. »Die Leidenschaft ist zurück«, befand Hasan Salihamidzic nach dem Auswärts-Triumph.
Im Grunde sind die Bayern froh, dass die Ausgangsposition zwar nicht meisterlich, zumindest aber zufriedenstellend ist. Denn aufgrund der WM begannen die Nationalspieler erst so spät mit der Vorbereitung, dass Magath an die Zeit bis Weihnachten eigentlich nur eine Erwartung hatte: wenigstens »dran« zu bleiben. Weil auch Werder Bremen trotz des Höhenflugs zwischendurch ebenfalls an Souveränität verlor, freut sich momentan der Dritte. Die Stuttgarter genießen das. Und der Trainer tut alles, damit die Erfolgsserie auch in München anhält. Er bleibt bei seiner Gewohnheit. Drei Tage vor dem Spiel legt Armin Veh immer den Rasierer beiseite und lässt es sprießen.
Dafür wollen die Bayern den Trainer und sein Team »rasieren«, wobei sie der richtigen Tabelle zum Trotz immer noch unter Druck stehen. Eine Niederlage wäre wie ein Niederschlag.

Artikel vom 18.11.2006