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Anklage gegen Hartz erhoben

Staatsanwalt: Untreue in 44 Fällen

Braunschweig (dpa). In der VW-Affäre um Korruption und Lustreisen hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig gestern Anklage gegen den früheren VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz erhoben.
Peter Hartz: Sonderzahlungen von zwei Millionen.

Dem Manager wird Untreue in 44 Fällen und unrechtmäßige Begünstigung von Betriebsräten zur Last gelegt. Allein Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert habe von 1994 bis 2005 von Hartz neben seinem Gehalt sogenannte »Sonderbonuszahlungen« von insgesamt fast zwei Millionen Euro erhalten, ohne dass dies bei VW offen gelegt worden sei. Ursprünglich vorgesehene Kontrollmechanismen habe der mächtige Personalvorstand abgeschafft, fanden die Staatsanwälte heraus.
Auch Geliebte Volkerts', die Brasilianerin Adriana Barros habe von Hartz hohe Summen ohne Gegenleistung erhalten. Sie habe von 2000 bis 2004 insgesamt 400000 Euro erhalten. Ein mit ihr mündlich geschlossener »Agenturvertrag« sei nur vorgespielt gewesen, um die Geldflüsse »mit dem Schein der Legalität zu schmücken«, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittler seien davon überzeugt, dass Hartz dies gewusst und gebilligt habe.
Den Ergebnissen der Untersuchungen zufolge habe Hartz seinen Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer 1997 auch generell angewiesen, den Betriebsratsvorsitzenden Volkert »großzügig und wertschätzend« zu behandeln und dabei »nicht kleinlich« zu sein, heißt es in der Anklageschrift. Hartz hat bis zum 23. November Zeit, sich zu erklären oder Einwendungen gegen die Eröffnung eines Prozesses vorzubringen.
Die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Akten - 17 Hauptbände nebst 11 Beweismittelordnern - müssten nun gesichtet werden, teilte das Landgericht Braunschweig mit. Mit einer Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens sei nicht vor Ende Dezember zu rechnen.

Artikel vom 16.11.2006