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Widukind als zerrissener Herrscher

Einpersonenstück um den Sachsenherzog hat im Januar Premiere

»Gesucht: Widukind« schrieb Kurt-Uwe Förster (li.), der Schauspieler Dieter Grell (re.) stellt in dem Kammerschauspiel im Widukind-Museum den Sachsenführer dar.
Von Volker Zeiger
Enger (WB). Die Rätsel um den legendären Sachsenherzog Widukind will der Schauspieler Dieter Grell lüften: in dem Einpersonenstück »Gesucht: Widukind«. Am 6. Januar, dem Todestag des Helden, der in der Stiftskirche in Enger (Kreis Herford) begraben sein soll, hat das Stück Premiere im direkt benachbarten Widukind-Museum.
Der 52-jährige Grell, aufgewachsen in Enger, beschäftigt sich in dem von Kurt-Uwe Förster (51) geschriebenen Kammerstück gleich mit mehreren Fragen: Welche Rolle spielte der Sachsenherzog gegenüber seinem Widersacher Karl dem Großen, als 772 nach Christus das fränkische Reich mit »einem Überraschungsangriff auf Sachsen den Krieg eröffnete. War er ein Bandit oder ein Frömmling? Die Kriege zogen sich bis ins Jahr 804 hin, und Friede war erst, als sich der Sachsenherzog Widukind unterwarf und sich taufen ließ. »Waren die Sachsen etwa nur Barbaren und Raufbolde, war Widukind gar ein Guerillakämpfer«, stellt Grell in dem Stück die Frage an ein rund um ihn herum sitzendes und 60 Personen großes Publikum. Hautnah zeigt der Mime, wie er gestern sagte, in dem einstündigen Schauspiel dem messerbewaffneten Sachsen ebenso wie den demütigen Täufling. »Ich sehe Widukind nicht als Helden, sondern als Menschen, mit erheblichen Biografiebrüchen, er ist für mich ein zerrissener Herrscher, der nicht weiß, was auf ihn und seine Sachsen zukommt«.
Pünktlich zum Todestag Widukinds am 6. Januar - überliefert von Werner Rolevinck 1474 - zeigt das neue Widukind-Museum exklusiv das Stück um 17 und um 20 Uhr. Es folgen am 7. , 20. und 12. Januar, jeweils von 20 Uhr an weitere Aufführungen. Geplant sind außerdem, wie Museumsleiterin Regine Krull ankündigte, geschlossene Aufführungen für Schulklassen an Vormittagen. Im ersten Quartal 2007 sollen laut Grell weitere Aufführungen des Einpersonenstückes folgen.

Artikel vom 16.11.2006