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Kahlschlag: Lärmschutz
tendiert nun gegen null

Forstamt kann Abholzung am Flugplatz nicht verhindern

Von Annemargret Ohlig
Senne (WB). »Auf der Südseite des Flugplatzes ist die Lärmschutzfunktion zu den Anwohnern der Straße ÝAm PferdebrinkÜ zeitweise so eingeschränkt, dass sie gegen null tendiert.« Das bestätigte Forstdirektor Jürgen Oppermann jetzt den Senner Bezirksvertretern.

Diese hatten um einen Bericht des Forstamtes Bielefeld vom Landesbetrieb Wald und Holz zum »Stufenkonzept« gebeten, nach dem die Flughafen GmbH Bielefeld den heutigen Wald auf dem Flugplatz Windelsbleiche »schrittweise in einen Niederwald zur Erhaltung der Hindernisfreiheit« verwandeln will beziehungsweise schon damit begonnen hat (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
Im Sinne der Anwohner habe das Forstamt zwar versucht, den Waldeigentümer dazu zu bewegen, auf den jetzt vorgenommenen Kahlschlag zu verzichten. Laut Forstgesetz sei das aber nicht zu verhindern gewesen, merkte Jürgen Oppermann gegenüber der Politik an. »Das Forstamt Bielefeld hat allerdings nur eine Aufsichtsfunktion.«
Relativ großzügig habe die Flughafen Bielefeld GmbH in den vergangenen Wochen die Flächen freigelegt, sich aber immer innerhalb gesetzlicher Möglichkeiten bewegt. Das Amt habe somit keine Möglichkeit zum Eingreifen gehabt.
»Der Waldeigentümer darf laut Gesetz, wenn er denn will, pro Jahr zwei Hektar zusammenhängende Waldfläche kahl schlagen«, erklärte Jürgen Oppermann den überraschten Bezirksvertretern. »Herr Geertz hat sich da eingehend informiert - er darf das, und uns sind die Hände gebunden.«
Aber auch der Forstdirektor zeigte sich überrascht. Er war davon ausgegangen, dass GmbH-Geschäftsführer Lars-Oliver Geertz das von ihm in Auftrag gegebene Gutachten zur Waldbewirtschaftung auf dem Flugplatz samt Verwandlung in eine Niederwaldzone mit Anpflanzungen von weniger anspruchsvollen Arten wie Wacholder, Hainbuche, Aspe, Birke, Stieleiche, Kiefer, Linde und Traubenkirche zuvor den Kommunalpolitikern vorgestellt hätte. Das war jedoch nicht der Fall.
Oppermanns Fazit: Die Anwohner an der Südseite des Flugplatzes werden drei bis fünf Jahre relativ bloßgestellt sein. Das habe nicht verhindert werden können, obwohl das Amt versucht hatte, die Interessen der Anwohner und die der Flughafen Bielefeld GmbH so gut es ging zu koordinieren.
Die Kritik der Senner Bezirksvertreter galt denn auch nicht dem Forstamt, sondern der Stadt, die Eigentümerin der Fläche sei. Heiko Rohde (Bündnis'90/Die Grünen): »Ich verstehe die Stadt nicht, warum sie als Eigentümer der Fläche der GmbH als Nutzer nicht sagt: Bis hierher und nicht weiter!« Und auch Friedhelm Bolte (FDP) bemängelte, dass es im Rathaus keinerlei Koordination gebe, was den Flugplatz anbelange. »Hier darf nicht ein Amt gegen das andere arbeiten.« Zudem könnten Einzelentscheidungen nicht mehr hingenommen werden.

Artikel vom 15.11.2006