Streit um Kulturhauptstadt-Intendanten zwischen Essen und Regierung
Essen (dpa). Eben erst kam aus Brüssel die Bestätigung, dass Essen und das Ruhrrevier zur Kulturhauptstadt Europas 2010 gekürt seien - da stand statt Feierstimmung schon der erste Krach ins Haus. Intendant oder nicht - Peter Sellars ist auf jeden Fall dabei.Foto: dpa
Stundenlang hatten die Gesellschafter der Ruhr 2010 GmbH um die Frage gerungen, ob es einen künstlerischen Leiter namens Peter Sellars geben soll. Während die Landesregierung das Kulturereignis mit dem prominenten amerikanischen Theaterregisseur schmücken will, pocht die Region nachhaltig auf eigene Kulturhoheit. Für die Gesellschafter Stadt Essen, Regionalverband Ruhr und Initiativkreis Ruhrgebiet ist daher ganz klar: Die Fäden für das Großereignis sollen bei dem ehrgeizigen Essener Kulturdezernenten Oliver Scheytt zusammenlaufen, der die Bewerbung des Ruhrgebiets bereits erfolgreich gemanagt hat. Für das Kulturhauptstadt-Jahr des Ruhrgebiets werde ein Manager benötigt, der die Region kennt, lautet deren Forderung, die auch von den Kulturdezernenten und Intendanten des Ruhrgebiets unterstützt wird. Aus Kreisen der regionalen Gesellschafter ist übereinstimmend zu hören, dass sie sich durchgesetzt hätten. Sellars solle kein Generalintendant werden und auch kein 16 Millionen Euro teures »Festival im Festival« ausrichten. Vielmehr werde nun mit Sellars nur über die einzelne Projekte zum Thema Migration verhandelt. Doch für die Landesregierung soll es in der Intendantenfrage weiterhin Sellars (49) sein. Der Meister unkonventioneller Operninszenierungen und derzeit beim Wiener Mozartjahr beschäftigt, soll dem Ex-Industrierevier kulturellen Glanz bescheren. »Es kann auch nicht nur das Schmoren im eigenen Saft sein«, grummelte NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, als die Ablehnung der Mitgesellschafter gegenüber einem Intendanten namens Sellars öffentlich wird. Selbstverständlich wolle man mit ihm reden. Einigkeit besteht unter den Gesellschaftern der Ruhr 2010 GmbH nur darin, Scheytt zum Geschäftsführer zu ernennen.
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