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Perfekte Schaufensterpuppen

Modellierer aus Köln beliefern seit fast 100 Jahren die Kaufhäuser


Köln (dpa). Im nächsten Jahr wird die Schaufensterfiguren-Fabrik von Josef Moch am Stadtrand von Köln 100. Es ist die älteste Europas, vielleicht sogar der Welt. In der Kellerwerkstatt riecht es nach Harz. Ein Modellierer hält einen Kopf zwischen den Knien und pult mit einer Fräse in der rechten Ohrmuschel herum. Ein Dutzend junger, hoch gewachsener Frauen schaut ihm über die Schulter - aber der Blick geht ins Leere. Dahinter stapeln sich Männer-, Frauen- und Kinderarme.
Wer hier in Serie geht, hat keinen Bauchansatz und kein Doppelkinn, keine Hakennase und keine Falten. Kleinste Fehler reichen aus, um den Unwillen von Doktor Moch (53) zu erregen. Große Kaufhäuser gehen mit ihren Schaufensterfiguren häufig nicht zimperlich um und reißen ihnen Arme und Beine ab. »Dagegen haben viele kleine Boutiquenbesitzer ein fast zärtliches Verhältnis zu ihren zwei, drei Figuren.« Bei Moch kaufen auch Museen und Theater, Polizei und Feuerwehr, das Bundeskriminalamt und sogar der Verfassungsschutz - zu welchem Zweck, bleibt sein Geheimnis. In 100 Jahren hat sich die kleine Fabrik im Kern wenig verändert, auch wenn die Puppen heute nicht mehr aus Gips, Kreide und Knochenleim, sondern aus Fiberglas hergestellt werden.

Artikel vom 15.11.2006