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»Der ganze Feminismus
hat gar nicht geholfen«

Weiteres Buch über Reaktionen auf das »Eva-Prinzip«


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Mit ihrem Buch »Das Eva-Prinzip« brachte sie die Nation in Wallung. Gestern Abend las Eva Herman, pausierende »Tagesschau«-Sprecherin, vor 150 meist weiblichen Zuhörern aus dem umstrittenen Buch. Die Wochen nach Erscheinen des Buches, ja, eigentlich die Monate nach dem Erscheinen eines Vorab-Artikels im Magazin »Cicero« im Mai, erlebe sie als »turbulent, abwechslungsreich, manchmal nicht einfach.« Sie habe eine Bestandsaufnahme vorgelegt, schlage Lösungen vor und: »Ich wollte nicht bequem sein.« Es ärgere sie, wenn ihr Buch auf den Slogan »Frauen an den Herd« reduziert werde. Familienministerin Ursula von der Leyen fühle sie sich alles andere als nah. Sie trete schließlich dafür ein, dass schon Kinder unter drei Jahren »ihren Eltern entrissen und in Betreuungseinrichtungen gegeben werden.« Eva Herman: »Das erinnert mich an das sozialistische System.« Schließlich seien die ersten drei Lebensjahre die wichtigsten überhaupt.
Frauen würden in der Gesellschaft noch immer als »billige Arbeitskräfte« gelten: »Da hat der ganze Feminismus nicht geholfen.« Sie sei sehr dafür, dass Frauen nach der Familienphase die Möglichkeit hätten, wieder ins Arbeitsleben einzusteigen: »Da muss der Gesetzgeber helfen.« Neben Kritik, »auch unsachlicher«, die sie habe einstecken müssen, habe es auch viel positive Resonanz auf das »Eva-Prinzip« gegeben. Eva Herman: »Ich habe mehr als 4000 E-Mails und Briefe bekommen, 95 Prozent davon zustimmend.« Im Februar 2007 erscheine ein Buch mit den Reaktionen, der Erlös sei für einen wohltätigen Zweck. Eva Herman ist überzeugt, mit ihrem Buch vielen Menschen aus der Seele gesprochen zu haben: »Mir haben junge Frauen geschrieben, die keine Lust auf Doppelbelastung haben und junge Männer, die gern eine Familie gründen würden, deren Frau aber lieber Karriere machen will.«
Ihr Angebot: ein Internet-Netzwerk, das von Februar an aktiviert werde. Eva Herman: »Damit kann auch politischer Druck erzeugt werden.«

Artikel vom 15.11.2006