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Zehn Mann und ein Punkt

Paderborn erkämpft 0:0 gegen Greuther Fürth - Gouiffe à Goufan sieht Rot

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Der Negativtrend wurde nach drei Niederlagen in Folge gestoppt, die Torflaute ist allerdings noch nicht behoben: Fußball-Zweitligist SC Paderborn 07 wartet mittlerweile seit 360 Minuten auf einen Treffer, erkämpfte sich beim 0:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth aber hoch verdient einen Punkt.

»Das war der Wendepunkt«, strahlte Kapitän René Müller nach den 90 Minuten und sprach seinem Team ein großes Lob aus: »Jeder war heute für den anderen da und hat sich auf dem Platz zerrissen. Das zeichnet ein Team aus und dieser Punkt wird uns einen Schub für die nächsten Wochen geben.« Von einer Trendwende ist auch Trainer Roland Seitz überzeugt. »Die Mannschaft hat von Beginn an den Kampf angenommen und gezeigt, dass sie die drei Niederlagen gut verkraftet hat.«
Das trifft sicher auf die zweite Halbzeit zu, auf den ersten Durchgang nicht. Da merkte man dem SCP die Verunsicherung nach drei doppelten Nullnummern (kein Tor, kein Punkt) an. Zwei »halbe« Möglichkeiten (Dogan/5. und Müller/22.) waren die beiden einzig gefährlichen Situationen im Fürther Strafraum, denen stand eine Hundertprozentige der Gäste gegenüber. Nach einer Flanke von Juri Judt kam Hans Henrik Andreasen (29.) völlig frei zum Kopfball, traf aber nicht. Da stand die neue Viererkette nicht gut und auch der ansonsten hervorragend haltende Torhüter Tom Starke klebte auf der Linie.
Die Szene, die die ganze Partie veränderte, spielte sich Sekunden vor der Pause ab. Nach einem vom Schiri bereits gepfiffenen Foul von Olivier Caillas an Marc Gouiffe à Goufan am Mittelkreis gab es erst eine Frage des Paderborners (»Was soll das?«) und dann einen Körperkontakt. »Ich habe ihn nur mit den Händen an der Brust berührt«, meinte »Goofy« nach dem Spiel. Schiedsrichter André Stachowiak (Duisburg) sah es anders, ahndete die Situation als Tätlichkeit und zeigte dem 22-Jährigen die Rote Karte. »Ich kenne Caillas und weiß, wie schnell er den Boden unter den Füßen verliert«, nahm auch Seitz seinen Spieler in Schutz, sagte aber auch: »Wir müssen diesen Platzverweis akzeptieren.«
Für die Mannschaft war er wie ein Weckruf. In Abschnitt zwei spielte der SCP wieder mit Herz und Leidenschaft, war in Unterzahl ein gleichwertiger Gegner und hatte auch das nötige Glück. Christian Timm (52.) traf nur das Außennetz und zwang nach einem Kopfball (57.) SCP-Keeper Tom Starke zu einer Fußabwehr. Danny Fuchs (58.) und der eingewechselte Stefan Reisinger (90.) hatten weitere Möglichkeiten, scheiterten aber ebenfalls an Starke. »Tom hat heute ein Wahnsinnsspiel geliefert«, fand Müller, der selbst die beste Paderborner Gelegenheit im zweiten Abschnitt ausließ. Nach einem Freistoß von Andrew Sinkala (69.) traf der später ausgewechselte Spielführer den Ball nicht richtig.
Die Freude über den Punktgewinn war riesig, der Abstand auf die Abstiegsränge wurde auch wieder auf fünf Zähler vergrößert und macht dieses Remis noch wertvoller. Dennoch bereitet das Paderborner Offensivspiel weiter Sorgen. Auch in Unterzahl hätte sich der SCP noch viel mehr Möglichkeiten herausspielen können. »Bei einigen guten Kontersituationen kam der letzte Pass nicht an«, bemängelte auch Seitz.
Einen Punkt gewonnen, aber wieder drei Spieler verloren - die Freude über den ersten Teilerfolg nach drei Spielen trübten die sich verschärfenden Paderborner Personalprobleme. Zwar kehrt Roel Brouwers nach seiner Gelbsperre wieder ins Team zurück, doch Marc Gouiffe à Goufan drohen mindestens drei Wochen Sperre. Erwin Koen (46.) sah nach einem ganz üblen Foul seine fünfte Gelbe Karte und ist am Sonntag im Erzgebirge ebenfalls nicht dabei. Daniel Brinkmann brach sich bereits nach zwei Minuten den fünften Mittelhandknochen der linken Hand. Der Youngster hielt bis zur Pause durch, wurde dann ins Krankenhaus gefahren und am Abend operiert. Sein Einsatz in Aue ist zumindest sehr fraglich.

Artikel vom 20.11.2006