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Not wird noch größer:
Der Kapitän hat Fieber

Paderborn bangt um Müller - Brinkmann vor Comeback

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Keine Tore, keine Punkte und jetzt gehen Fußball-Zweitligist SC Paderborn auch noch die Spieler aus: Vor der Heimpartie (Sonntag: 14 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) gegen die SpVgg Greuther Fürth bangt Trainer Roland Seitz um Kapitän René Müller.

Eine Magen-Darm-Grippe, die zu Wochenbeginn die ganze Familie flach legte, zeigte am Freitag auch beim Torjäger Wirkung. Der 32-Jährige bekam Fieber und konnte nicht am Training teilnehmen. »Da können wir nur abwarten. Vielleicht reicht es noch für die Bank«, sagte Seitz am Freitag fast schon beiläufig. Denn die Paderborner Personalnot ist so groß wie noch nie in dieser Saison.
Mit Roel Brouwers (gesperrt), Dusko Djurisic und Garry de Graef (beide verletzt) fällt fast die komplette Viererkette aus. Nils Döring, Andrew Sinkala in der Innenverteidigung und Jérôme Colinet auf der linken Abwehrseite sollen die Stammkräfte ersetzen. Markus Krösche wird erneut die Sinkala-Rolle im defensiven Mittelfeld spielen, wer daneben zum Einsatz kommt, ist ungewiss. Marc Gouiffe à Goufan (Oberschenkel) soll am heutigen Samstag nochmal eingehend getestet werden. »Die Chancen liegen bei 50 Prozent«, ist Seitz eher skeptisch.
Doch egal ob der Kameruner spielen kann, oder nicht: Daniel Brinkmann steht vor seinem Comeback. Das 20-jährige Nachwuchstalent wurde Mitte Oktober aus dem Kader gestrichen. »Ich vermisse bei Daniel das totale Engagement«, begründete der Chefcoach den deftigen Denkzettel. Von der Tribüne in die Reserve, über gute Trainingsleistungen zurück in den Kader und auf den Rasen: So sah Brinkmanns Reaktion aus und die freut auch den Fußballlehrer: »Er hat gut gearbeitet und sich eine neue Chance verdient.«
Die heißt entweder defensives Mittelfeld (für Gouiffe à Goufan) oder sogar als Rechtsaußen (für Timo Röttger). »So oder so, Daniel ist sehr nah dran«, meinte Seitz, der aber auch deutlich macht, dass dieser »Warnschuss« die Ausnahme bleibt. »Wir haben Daniel sehr kollegial behandelt. Bei einem Klub wie dem 1. FC Köln wäre er längst durchs Sieb gefallen«, zieht er diesen Vergleich. Einzelgespräche mit dem Spieler, mit Brinkman-Berater Stefan Backs sowie Sonderschichten mit Co-Trainer Dariusz Pasieka, um das mäßige Kopfballspiel des »Langen« zu verbessern - so sah die »einmalige« Sonderbehandlung aus. Brinkmann selbst will zu seiner Ausbootung nichts mehr sagen und blickt nach vorn: »Ich habe viel trainiert und bin froh, wenn ich wieder eine Chance bekomme. Die muss ich dann nur auch nutzen.«
Die guten Leistungen muss Brinkmann nun auch im Spiel bestätigen. Was schwer genug wird, denn der Respekt von Seitz vor den Gästen ist riesengroß. »Aggressiv, spritzig, heiß« - so sah er die Mannschaft am Montag beim 2:2 gegen Kaiserslautern und nannte auch eine Parallele zum SCP: »Gut gespielt, aber zu wenig Punkte geholt.«
Der SCP konnte die Fürther noch nicht schlagen, die Erinnerungen von Seitz an die Gäste sind auch nicht nur schön. »Da wurde ich mal brutal abgesägt«, spielt der 42-Jährige auf seine Zeit als Amateurtrainer an. Nach zwei Aufstiegen und nur zwei Niederlagen in 50 Spielen wurde dem Ex-Profi der Stuhl vor die Tür gesetzt. Sonntag bietet sich eine gute Gelegenheit, auch diese alte Rechnung endlich zu begleichen.

Artikel vom 18.11.2006