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Schulden führen zum Crash

Finanzexperte Max Otte: Globalisierungsblase platzt

Zu Gast in Bünde: der Buchautor und Finanzwissenschaftler Professor Max Otte. Foto: Fels

Von Edgar Fels
Bünde (WB). Steuern wir auf die nächste Weltwirtschaftskrise zu? Der Finanzwissenschaftler Professor Dr. Max Otte (42) meint ja. Schon in fünf Jahren könne es zum »Crash« kommen. Grund sei die hohe Verschuldung vor allem der USA und Europas, sagte Otte gestern bei einem Vortrag in Bünde.
»Der Westen lebt über seine Verhältnisse«, warnte Otte vor 240 Schülern des Erich-Gutenberg-Kollegs. Auf einen US-Dollar Wachstum kämen heute bereits fünf bis sieben Dollar Schulden. »In wenigen Jahren wird die Schuldenblase platzen.«
Vor allem in den USA sei zu beobachten, dass die Hypothekenschulden der privaten Haushalte in den vergangenen 20 Jahren explodiert seien. Falls die stark gestiegenen Vermögenswerte nun aufgrund des Überangebotes an Immobilien wieder sinken, bleibe dies nicht ohne Folgen: Die Haushalte hätten weniger Geld zur Verfügung, der Konsum gerate ins Stocken, der Dollar müsse abgewertet werden.
»Ein großer Teil unseres Wohlstandes steht nur auf dem Papier«, erklärte Otte. Der Finanzexperte, der an der Fachhochschule Worms lehrt, glaubt auch nicht, dass Japan, die USA und Deutschland es schaffen, ihren Schuldenberg nennenswert abzutragen.
Hinzu komme, dass im Zuge der Globalisierung Wohlstand derzeit in Asien entstehe, vor allem in China. Bereits in zehn Jahren werde China ein genauso großes Bruttoinlandsprodukt erwirtschaften wie die USA. »Bei uns in Deutschland wird der Wohlstand langsam abgebaut.« Relativ zu anderen Nationen habe Deutschland in den vergangenen 25 Jahren ein Drittel an Wirtschaftskraft eingebüßt.
Trotz des düsteren Szenarios, das er in seinem Buch »Der Crash kommt« beschreibt, will Otte keine Panik verbreiten. Anlegern rät er, das Risiko breit zu streuen. Aktien und Fonds hält er weiterhin für gute Anlageformen, dagegen seien Anleihen oder Lebensversicherungen gefährdet.

Artikel vom 15.11.2006