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Tourismus im Reitsattel

Verband zunehmend verärgert über Abwanderungen

Warendorf/Lausanne (dpa). Immer mehr deutsche Springreiter flüchten vor der Konkurrenz im eigenen Land.
Bei der WM in Aachen starteten zwei Sport-Exilanten für die Ukraine, einer für Österreich, und inzwischen gibt es drei weitere »Flüchtlinge«, die nun den Inselstaat Malta vertreten. Doch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) kann derzeit nicht eingreifen. »Wir wollen diesen Tourismus nicht, deshalb müssen die Regeln verschärft werden«, fordert FN-Generalsekretär Hanfried Haring.
Auch viele Fans erschraken, als das deutsche Team bei der WM nur knapp die Bronzemedaille rettete - vor der Ukraine mit den deutschen Reitern Björn Nagel aus Friedrichskoog und Katharina Offel aus Lohmar. Diese Flucht vor dem starken Wettbewerb mit den zahlreichen Stars in Deutschland ist zwar nicht neu, bereits bei den Olympischen Spielen 1972 in München startete der Pfälzer Hugo Simon für Österreich. Doch inzwischen sorgen solche Abgänge für Ärger. Denn die vom Erfolg verwöhnten Deutschen haben Angst um ihre Talente. Auch Carolin Müller (Münster), vor drei Jahren Doppel-Europameisterin der Jungen Reiter, hatte bereits ein Angebot zum Nationen-Wechsel vorliegen. Zu den jüngsten Exilanten gehört Andreas Knippling, der für Deutschland bereits Nationenpreise geritten hat und zwei Mal den Großen Preis von Redefin gewann. Der 39-jährige Profi aus dem niedersächsischen Rehburg sah in Deutschland keine Chance, »Startgenehmigungen bei den großen Turnieren zu bekommen«. Also nahm er das Angebot Maltas an.
Der Weltverband FEI schaut staunend zu. Angesichts des Regelwerks sind schnelle Wechsel möglich. Nationalen Verbände können sogar unkontrolliert Reiter via Internet anmelden. So war die FEI noch Mitte Oktober der festen Überzeugung, dass Knippling für Deutschland startet - obwohl er für Malta schon zwei Große Preise bestritten hatte.
Die FEI schob ihr Versäumnis auf Schreibfehler des Verbandes von Malta. Knippling sei nur mit einem »p« und die ebenfalls gewechselte Pascale Pfeiffer nur mit einem »f« gemeldet worden. »Dieser Verband ist schon mehrfach verwarnt worden«, heißt es. Ein Verfahren sei bereits eingeleitet.

Artikel vom 15.11.2006