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»Wissen, dass wir nichts
unternehmen können«

Pflegedienste solidarisch im Kampf gegen TeutoCare

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Dem neuen hausärztlichen Pflegedienst »TeutoCare« soll nicht kampflos das Feld überlassen werden. Darin waren sich jene 30 Leiter und Geschäftsführer privater Pflegedienste einig, die sich gestern Morgen bei »Mobilitas« getroffen haben.

»Wir haben uns solidarisiert«, erklärte Karin Müller als Hausherrin nach gut dreistündiger nicht öffentlicher Diskussion. Zuvor waren deutliche Worte gefallen: »Wir sind hier zusammengekommen, weil wir einen gemeinsamen Feind haben«, hieß es unter anderem. Und: »Wir wissen aber auch, dass wir rechtlich nichts dagegen unternehmen können.«
Grund für den Ärger und den Frust: Rund 40 Hausärzte in Bielefeld haben sich zur Teuto-Lab AG zusammengeschlossen und den Pflegedienst TeutoCare gegründet. Acht Mitarbeiter verrichten von der Westerfeldstraße 26 aus bereits ihren Dienst (das WESTFALEN-BLATT berichtete in der Samstag-Ausgabe).
Die übrigen Pflegedienste in der Stadt fürchten jetzt um ihre Klientel und beklagen »Interessenkonflikte«, wenn Hausärzte ihren Patienten künftig gleich den eigenen Pflegedienst vermitteln. Der Queller Internist Dr. Klaus Reinhardt und seine Kollegen möchten dagegen den »Zugriff auf Qualität« haben, nicht um Gewinn zu machen, sondern um Kosten zu sparen, wie sie sagen.
Wer Recht hat oder noch bekommt, müssen vielleicht Gerichte entscheiden. Akzeptiert ist TeutoCare jedenfalls noch lange nicht. »Es wird etwas dagegen unternommen«, so Karin Müller gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT.
Wie die stellvertretende Geschäftsführerin des Landesverbandes freie ambulante Krankenpflege (LfK) NRW, Anke Willers-Kaul, auf Anfrage erklärte, haben Gerichte bislang noch keinem Mediziner untersagt, Patienten selbst betriebene Pflegedienste zu empfehlen. Schließlich sei schwer nachweisbar, dass ein Arzt seinen Wettbewerbs-Vorteil ausnutze, so die Justiziarin des Verbandes, der gestern auch einen Vertreter nach Bielefeld geschickt hatte.
Der LfK wird laut Willers-Kaul in nächster Zeit auf jeden Fall noch die Ärztekammer, die Pflegekassen und die Kartellbehörde kontaktieren. Die Bielefelder Pflegedienste wollen sich auch weiterhin treffen - mit Ausnahme von TeutoCare.

Artikel vom 14.11.2006