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Kann die Rechnung der Politiker nicht nachvollziehen und bittet um Unterschriften: Gundula Löhr.

Betreuerin kämpft für Heimbewohner

Medikamentenzuzahlung: Gundula Löhr richtet Petition an Bundestag

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Sozialhilfeberechtigte Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sollen für Medikamente und Hilfsmittel nicht länger zuzahlen müssen. Das hat Gundula Löhr vom Verein für Betreuungen in Bielefeld jetzt in einer Petition an den Deutschen Bundestag gefordert.

»Ein Paar orthopädische Schuhe kosten 76 Euro«, sagte die 35-jährige Diakonin und Diplom-Sozialpädagogin aus Schloß Holte-Stukenbrock gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Vielen älteren und kranken Menschen ohne Einkommen fehle aber selbst hierfür inzwischen das Geld, nachdem die für sozialhilfeberechtigte Heimbewohner geltenden generelle Befreiung von Zuzahlungen für Medikamente und Hilfsmittel 2004 abgeschafft wurde.
Maximal 135,75 Euro Taschengeld im Monat stünden 82,80 Euro an Zuzahlungen für Eisenpräparate, Fettsalben oder ähnliches gegenüber. Blieben 50 Euro für den Haarschnitt oder die Reittherapie.
Löhr: »Besonders absurd wird es, wenn die Kosten, die der Verwaltungsaufwand für die Zuzahlungen verursacht, die daraus erzielten Einnahmen bei weitem überschreiten.« Dass dem so ist, daran hegt sie keinen Zweifel. Denn mit der Befreiung von Zuzahlungen, der Bearbeitung von Darlehnsanträgen zur Finanzierung der Zuzahlungen und der Organisation auf Kassenebene seien mindestens vier Personen beschäftigt: ein rechtlicher Betreuer oder Sozialdienst und Verwaltung des Heimes, ein Mitarbeiter des Sozialhilfeträgers und einer der Krankenkasse. »Ihre Löhne zusammengerechnet ergeben einen Betrag, der den maximalen Zuzahlungsbetrag von 82,80 Euro bei weitem übersteigen dürfte«, kritisiert Löhr, deren eigene Erfahrung beim jährlichen Formularstress das berühmte Fass zum Überlaufen brachte.
Knapp 1000 Menschen haben ihr politisches Anliegen bereits per Unterschrift unterstützt. Die Mitzeichnung ist bis Mittwoch, 6. Dezember, auch über die Homepage des Bundesverbandes der evangelischen Behindertenhilfe im Internet möglich.
www.beb-ev.de

Artikel vom 14.11.2006