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Schmiergeld kassiert

Ex-Geschäftsführer wegen Bestechung verurteilt

Von Ernst-Wilhelm Pape
Rietberg (WB). Der ehemalige Geschäftsführer eines Tochterunternehmens der Tönnies-Gruppe in Rheda-Wiedenbrück, Richard W. (55) aus Rietberg (Kreis Gütersloh), ist wegen Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt worden.

Ein entsprechender Strafbefehl ist vom Amtsgericht Meppen erlassen worden. Nach Angaben eines Gerichtssprechers wurde die Strafe auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Ferner soll der 55-Jährige 200 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Der Ex-Geschäftsführer des Schlachtbetriebes Weidemark in Sögel (Niedersachsen) hatte im Mai vergangenen Jahres gestanden, seit 2002 über Beraterverträge 780 000 Euro in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Tönnies-Gruppe hatte sich aufgrund der Schmiergeldzahlungen mit sofortiger Wirkung von Richard W. getrennt.
Die Scheinverträge waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft Oldenburg zwischen der 49 Jahre alten Lebensgefährtin des Ex-Geschäftsführers und einem Subunternehmen aus Werlte (Emsland) geschlossen worden. Zwei Prozent des Umsatzes, das das Subunternehmen mit Weidemark tätigte, seien in die Privatkasse von Richard W. geflossen. Der Verurteilte habe bis zum 1. April 2005 monatlich 20 000 Euro erhalten. Die Lebensgefährtin, die als Ernährungsberaterin mit dem Slogan »schlank und vital« warb, habe aber nie Beraterleistungen erbracht. Ein Strafverfahren gegen die 47-Jährige wurde eingestellt.
Richard W. war am 21. April 2005 bei einer bundesweiten Razzia gegen Schwarzarbeit und Lohndumping verhaftet und später wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ihm werden in einem zweiten Verfahren illegales Entleihen ausländischer Arbeitnehmer und Betrug zur Last gelegt. Subunternehmen aus Werlte, Wiesbaden und Kiel sollen zwischen Januar 2000 und Februar 2004 unter dem Deckmantel von Werkverträgen 300 Arbeiter aus Polen und Ungarn illegal an das Schlacht- und Zerlegunternehmen Weidemark verliehen und Sozialversicherungsbeiträge von fünf Millionen Euro hinterzogen haben. Die Ermittlungen dauern noch an.

Artikel vom 14.11.2006