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Bielefelder Anwalt
macht Pop-Stars reich

Harald Grams bringt die »Ausländersteuer« zu Fall

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Elton John oder George Michael können Harald Grams dankbar sein. Der Bielefelder Anwalt hat dafür gesorgt, dass die Pop-Stars bei ihren Tourneen in Deutschland netto mehr übrig behalten.
Harald Grams (47): »Das Urteil ist eine Revolution.«
Auch wegen der hohen Steuerlast spielt Elton John nur selten in Deutschland. Foto: dpa
In einem Musterprozess bekam Grams vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg Recht. Das Gericht urteilte: Ausländische Musiker müssen in Deutschland vom Fiskus so behandelt werden wie die nationalen (Aktenzeichen: C-290/04). Die Rolling Stones oder Robbie Williams würden ungerecht besteuert, die Regelung für Ausländer sei mit der Dienstleistungsfreiheit unvereinbar.
Bislang durften nur die nationalen Künstler wie Pur oder Marius Müller-Westernhagen die Betriebskosten von den Einnahmen abziehen. Steuermindernd wirkten sich die Aufwendungen für die Licht- und Tonanlage, die Crew und Hotels aus. Kamen dagegen Pop-Stars aus England oder den USA zu Auftritten nach Bielefeld, Halle und Paderborn und überwies ihnen der Konzertveranstalter das Honorar, wurden sie in Deutschland steuerpflichtig. Ohne Berücksichtigung der Betriebskosten mussten die Veranstalter dem Fiskus zuliebe das Honorar um 21,1 Prozent kürzen. Leidtragende waren neben den Künstlern deren Fans: Die Gruppen machten nur wenige Touren in Deutschland, und die Kartenpreise kletterten in die Höhe, damit Künstler und Veranstalter noch auf ihre Kosten kamen.
Das werde sich jetzt ändern, betont Grams: »Es werden wieder mehr ausländische Pop-Stars nach Deutschland kommen, weil das Thema Steuern kein Problem mehr ist.« Angesichts von Tourneekosten von 3 Millionen Euro und mehr sei der Steuerstreit keine Marginalie. »Die Ausgaben machen etwa 75 Prozent der Einnahmen aus«, sagte Grams dieser Zeitung. Bei Einnahmen von 100 000 Euro und Ausgaben von 80 000 habe der Fiskus den Künstlern früher 21 100 Euro weggeschnappt. Künftig seien es nur noch 4220 Euro. Nicht ohne Grund habe Michael Jackson 1996 gegenüber dem damaligen Finanzminister Theo Waigel damit gedroht, Deutschland zu meiden.
In dem Verfahren vertritt Grams seit gut zehn Jahren die Interessen des Hamburger Konzertveranstalters FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH. Dieser hatte sich geweigert, für Konzerte der Gruppe Inner Circle aus Jamaika Steuern zu zahlen.

Artikel vom 14.11.2006