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Das Denkmal für Ernst F. Delius steht auf dem Alten Friedhof. Foto: Büscher

Verschuldete Stadt in
die neue Zeit geführt

Vor 175 Jahren starb Ernst Friedrich Delius

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Am 18. November vor 175 Jahren starb der Bielefelder Bürgermeister Ernst Friedrich Delius. Er wurde nur 41 Jahre alt.

An ihn erinnert ein Denkmal auf dem Alten Friedhof am Eingang zur Friedrich-Verleger-Straße, das die Bürger ihm setzten. Es trägt die Inschrift: »Dem Andenken/an ihren treuen und verdienten/Vorsteher und Bürgermeister/Ernst Friedrich Delius/geboren den 12. Juni 1790/gestorben den 18. November 1831/von der Bürgerschaft gewidmet«.
Ernst Friedrich Delius war der Sohn des Superintendenten Karl Ludwig Delius. Er besuchte das Gymnasium in Holzminden, studierte in Göttingen und wurde im Krieg von 1813 verwundet. 1817 wurde er von der Regierung in Minden zum »dirigierenden Bürgermeister« in Bielefeld ernannt. Delius fand eine in Unordnung geratene Verwaltung vor, eine stark verschuldete Stadt und eine Bürgerschaft, deren Haupterwerbsquelle - Spinnerei und Leinenhandel - von den im Ausland erfundenen Maschinen bedroht war.
Bielefeld hatte damals 5960 Einwohner. Die Straßen waren ungepflastert, und um das Schulwesen war es schlecht bestellt.
Delius bildete den Magistrat neu. 1817 wurde die erste Straßenbeleuchtung eingeführt, von 1818 bis 1825 wurden die 32 Straßen Bielefelds gepflastert und die ersten Namensschilder angebracht. Vor dem Oberntor ließ Delius eine Baumschule anlegen, vor dem Niederntor die erste Badeanstalt. 1821/22 ließ er am Markt das neue Rathaus (heute: Theater am Alten Markt) bauen. 1823 sorgte er für die Gründung der ersten Stadtsparkasse samt Kreditanstalt. Delius versuchte, das Schulwesen zu verbessern. Es entstanden Gymnasium und Gewerbeschule und die so genannte Töchterschule.
Gleichzeitig versuchte er, Spinnschulen einzurichten, um die Qualität der Waren zu verbessern - vergeblich: Die Industrialisierung ließ sich nicht aufhalten. Spitzenklöppelei und Batistweberei brachten entweder keinen Erfolg oder kamen erst gar nicht in Gang. Auch eine Flachsbrechmaschine entsprach nicht den Erwartungen.
Delius' letztes Werk war der Bau einer Schule in der Feldmark. Die Chronik weiß zu berichten: »Auf dem letzten seiner Gänge zum Bauplatz der Stadtheiderschule, die er zu jeder Tageszeit zu machen bereit war, hat er sich eine Erkältung zugezogen, die den frühen Tod des strebsamen Mannes zur Folge hatte.«

Artikel vom 15.11.2006