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Menschen in
unserer Stadt
Teresita Schulze
Krankenschwester

Sogar in den großen Reisebüros der philippinischen Hauptstadt Manila hatte man Anfang der siebziger Jahre davon gehört, dass in deutschen Krankenhäusern Pflegenotstand herrschte. Die Folge: Die Agenturen warben junge Krankenschwestern für Deutschland an. Teresita, eine 22-jährige ausgebildete Hebamme, war eine von ihnen.
»Ich kam 1971 mit einem Dreijahresvertrag nach Dissen in ein Krankenhaus «, erzählt Teresita Schulze, die von Freunden und Arbeitskolleginnen Tessie genannt wird. »Insgesamt waren wir 35 philippinische Krankenschwestern dort.« Deutsch wurde gemeinschaftlich in Intensivkursen gelernt. Und trotz der großen Entfernung zu Eltern und Geschwistern fühlte sich die 22-Jährige recht wohl.
So wohl, dass sie nach Ablauf der drei Jahre einen neuen Vertrag unterschrieb. Allerdings: Eine größere Stadt als Dissen sollte es diesmal sein. »Deshalb bin ich in Bielefeld gelandet, am Städtischen Krankenhaus«, erzählt sie. Und dort ist sie auch 32 Jahre später noch als Krankenschwester in der Onkologie beschäftigt.
»Warum ich in Bielefeld geblieben bin?« Die 57-Jährige lacht. Eines Abends sei sie mit philippinischen Freundinnen zum Bowling gegangen. Auf der Nachbarbahn spielten Mitglieder eines Bowlingvereins, darunter ein junger Mann mit den schönen deutschen Namen Schulze.
Der hatte fortan nur noch Augen für die hübsche Philippina - es kam, wie es kommen musste. Nachdem bei einem Heimaturlaub der deutsche Freund erfolgreich die Prüfung durch Tessies Eltern bestanden hatte, sollte geheiratet werden. »Allerdings mussten wir zwei Termine absagen - immer fehlten irgendwelche Papiere«, schildert sie das Elend mit der Bürokratie. Aller guten Dinge waren schließlich drei: 1982 erhielt sie den urdeutschen Namen Schulze und zog mit der Familie, zu der bald Sohn Patrick gehörte, nach Senne.
Neben ihrer nicht einfachen Arbeit in der Onkologie im Schichtdienst sucht sie Entspannung im Geschäft ihres Mannes am Kesselbrink. »Ich spreche gern mit den Kunden und berate sie beim Kauf von asiatischen Lebensmitteln«, erzählt sie. Und noch etwas hat sie als Ausgleich gefunden: Seit einem Jahr nimmt Tessie Schulze Gesangsunterricht. Annemargret Ohlig

Artikel vom 14.11.2006