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Der Zukunftszug droht zu stocken

Paderborner »Rail Cab«-Projekt steuert Spurwechsel auf echte Schiene an

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WB). Zwei Jahre vor dem geplanten Abschluss der Forschung droht der Paderborner Zukunftszug »Rail Cab« ins Stocken zu geraten.

»Wir benötigen noch 1,6 Millionen Euro Zuschuss in den Jahren 2007 und 2008«, setzt Projektleiter Prof. Ansgar Trächtler alle Hoffnungen in ein Gespräch Anfang Dezember mit dem Wissenschafts- und Verkehrsministerium.
Einen neuen Anschub braucht das Projekt auch, was die praktische Umsetzung der Forschungsergebnisse angeht. Nachdem die als Referenzstrecke favorisierte Trasse der stillgelegten Almetalbahn zwischen Paderborn und Büren demontiert worden ist, regt Trächtler die Neuverlegung eines etwa drei Kilometer langen Teilstücks an, auf dem die ferngesteuerten Waggons im Probebetrieb rollen können. Mit der Schweizer Firma »Balzer Vent« wurde inzwischen ein Unternehmen gefunden, das den »Rail Cab« marktfähig machen soll.
Das elektromagnetisch angetriebene Zugsystem, das bislang im Modellbetrieb auf einer 400 Meter langen Versuchsstrecke getestet werden kann, ist für den Einsatz im Personen- und Paket-Dienst gedacht. Die ungekoppelt zu Zügen zusammengestellten Waggons eröffnen nach der Idee ihrer Planer ein höchst flexibles Verkehrssystem, das die individuelle Ansteuerung unterschiedlicher Ziele auf dem vorhandenen Schienennetz ermöglicht.
»In zwei Jahren werden wir die prinzipielle Machbarkeit nachgewiesen haben«, ist Trächtler überzeugt. Notwendig dafür sei aber die reibungslos Anschlussfinanzierung über 2006 hinaus. Der Dozent der Regelungsmechanik und Mechatronik appelliert: »Wir brauchen politische Unterstützung.«
Auf die hohen Kosten für Bau und Betrieb wird in Düsseldorf verwiesen. Wegen Kürzung der Regionaliserungsmittel kämen vor allem Vorstellungen von einer Referenzstrecke zur Anbindung des Flughafens an die Sennebahn Bielefeld-Paderborn zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, hieß es. NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke hatte nach dem Bundesratsbeschluss von »schwierigen Zeiten« für schienengebundenen Nahverkehr gesprochen. Der Leiter der Gruppe Luft- und Güterverkehr im NRW-Verkehrsministerium, Harald Albuschkat, zeigte sich skeptisch, ob die Zeit für den Spurwechsel beim Rail Cab reif sei. Auf der neuen Strecke würden zudem drei Maschinen zur Erprobung des Wiedereinfädelns in Verbände Kosten im zweistelligen Millionen-Bereich verursachen.

Artikel vom 15.11.2006