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Arminia macht auswärts Alarm

3:0 bei Eintracht Frankfurt befördert Bielefeld zurück auf Platz fünf

Von Dirk Schuster
Frankfurt (WB). Das schönste Kompliment kam vom Gegner. »Das Resultat ist auf die gute Leistung der Arminia zurückzuführen. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen«, sagte Trainer Friedhelm Funkel. 0:3 unterlag seine Frankfurter Eintracht ihren ostwestfälischen Gästen. Bielefeld kletterte mit dem ersten Auswärtssieg der Saison auf Platz fünf der Fußball-Bundesligatabelle.

Kaum zu glauben, oder? »Wir glauben das schon. Ich hoffe, ihr glaubt das langsam auch«, forderte Markus Schuler die Journalisten in der Interview-Zone der Frankfurter Commerzbank-Arena auf. Zwei Mal, nach Partien in der Meisterschaft (0:3) und im Pokal (0:1), waren Schuler und Co. in der vergangenen Spielzeit hier mit ganz langen Gesichtern an den Reportern vorbeigeschlichen. Dieses Mal war die Stimmung besser.
Und die Leistung war es auch. Thomas von Heesen, Arminias Trainer, sah seine Mannschaft »überzeugend« und »in der ersten Halbzeit taktisch auf hohem Niveau« agieren. Die Pausenführung hatte sich Bielefeld verdient. Jonas Kamper profitierte von einem Leichtsinnsfehler Alexander Meiers, passte Artur Wichniarek in den Lauf und feierte Sekundenbruchteile später mit dem polnischen Torjäger dessen fünften Saisontreffer (26.). Einziger Schönheitsfehler: der provozierende Jubel von Vorbereiter und Vollstrecker, die auf Knien rutschend dem Eintracht-Anhang die Brust entgegenstreckten und den fremden Fans ihre Freude über den Treffer zuschrien.
Die beiden Arminen konnten von Glück sagen, dass etliche Frankfurt-Fans das gar nicht mitbekamen. Einige hundert Eintracht-Anhänger waren dem Boykottaufruf der so genannten Ultras gefolgt und blieben dem Fanblock bis zur zweiten Halbzeit fern. Grund der Aktion: die nach Ansicht der Ultras zu vielen Stadionverbote, die in jüngerer Vergangenheit gegen Fußballfans verhängt wurden.
Was in der Commerzbank-Arena bei geschlossenem Dach abgeht, wenn die geballte Stimmkraft der Anhänger der Heimmannschaft losbricht, bekam der DSC zu Beginn der zweiten Halbzeit zu hören. 15 Minuten lang geriet Arminia gehörig unter Druck. Chancen ließen die Gäste aber nur wenige zu. Die beste hatte Alex Meier, dessen Kopfball DSC-Torwart Mathias Hain mit einer glänzenden Reaktion über die Latte lenkte (46.).
Bielefeld war gewarnt und schlug zum richtigen Zeitpunkt zum zweiten Mal zu. Über die Stationen Korzynietz und Wichniarek gelangte der Ball zum eingewechselten Marcel Ndjeng. Mit einem wunderbaren Pass in den Lauf Sibusiso Zumas bereitete der Joker des Südafrikaners dritten Saisontreffer vor (63.). Apropos: Seit Zuma seine Verletzung am Knie überwunden hat und wieder für Arminia am Ball ist, verliert der DSC kein Spiel mehr. Gegen Cottbus gab Zuma sein Comeback, seitdem ist Bielefeld ungeschlagen. Der Kommentar des selbstbewussten Stürmerstars: »So, wie wir spielen, wollen wir mehr als den Klassenerhalt. Wir wollen uns mit den Besten der Liga messen.«
Schön aufgezogen, ausgetobt, ausgewechselt - Zuma verdiente sich den Sonderapplaus des DSC-Anhangs. Von der Bank sah der Südafrikaner, der am Mittwoch in London für sein Land gegen Ägypten spielen möchte, den letzten und schönsten Treffer der Partie. Kobylik auf Eigler, Eigler auf Ndjeng - 0:3. »Das Tor habe ich genossen«, sagte von Heesen. Und sogar der neue Arminia-Fan Friedhelm Funkel sagte, ihn habe der Treffer »genau so begeistert wie Thommy.«
Lesen Sie auch den Bericht über Eintracht Frankfurt auf Sportseite 2.

Artikel vom 13.11.2006