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Eine »seelische
Abartigkeit«

Stephanies Peiniger proviziert weiter

Dresden (dpa). Die Provokationen von Stephanies Peiniger Mario M. nehmen kein Ende. »Am Samstagabend hat er einen kritischen Gesundheitszustand simuliert«, sagte der sächsischen Justiz-Sprecher, Martin Marx.

Ein Gefängniswärter fand M. in seiner Zelle mit »hochrotem Kopf«. Ein Notarzt habe eine Hyperventilation (beschleunigte Atmung) festgestellt, die der 36-Jährige vermutlich selbst herbeigeführt habe. Hinweise auf eine Verletzung oder Medikamentenmissbrauch gab es nicht. »Er hat einfach die Luft angehalten«, sagte Marx.
Das Magazin »Focus« berichtete unter Berufung auf das vorläufige psychiatrische Gutachten, dass M. an einer »schweren Persönlichkeitsstörung« leide. Diese habe den Rang einer »seelischen Abartigkeit«. M. sei zudem »überdurchschnittlich« intelligent. Wegen der seelischen Beeinträchtigung habe sich sein Mandant »mental und emotional von seinen Mitmenschen und ihren Werten entfernt«, sagte der Verteidiger. Ein Kindheitstrauma könne dafür die Ursache sein. »Ab dem Alter von drei Jahren war er stark entstellt durch ein Furunkel auf der Nase.« Unter der »platten Boxernase« habe der Angeklagte lange gelitten.
Zum Prozessauftakt am vergangenen Montag hatte M. im Gerichtssaal für Unruhe gesorgt. Dass danach die Sicherheitsmaßnahmen nicht verschärft wurden, sei auf die Untersuchung eines Psychologen zurückzuführen, erklärte Sachsens Justizminister Geert Mackenroth (CDU). »Die Gefängnisleitung hat nach den Vorfällen einen Psychologen mit der Untersuchung von Mario M. beauftragt. Der Psychologe kam zu dem Ergebnis, dass keine erhöhte Gefahr von Mario M. ausgehe.«
Am Mittwoch hatte M. einen Skandal ausgelöst, als er seinen beiden Bewachern entwischte und auf das Dach des Gefängnisses kletterte. Dort harrte er 20 Stunden aus. Seitdem gelten verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für M.
Der 36-Jährige muss sich wegen Vergewaltigung, Geiselnahme, Kinderpornografie und anderer Straftaten vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Er hatte zu Prozessbeginn gestanden, Anfang 2006 die 13-jährige Stephanie entführt und wochenlang sexuell misshandelt zu haben. M. war 1999 wegen schweren Kindesmissbrauchs zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Nach einem positiven Gutachten kam er nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe auf Bewährung frei.

Artikel vom 13.11.2006