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Von Ehrgeiz
und Disziplin
»beeindruckt«

15 Heeper Gymnasiasten in China

Von Gerhard Hülsegge
Heepen (WB). »Nihâo« - so begrüßen sich die Chinesen. Am Gymnasium in Heepen ist das fernöstliche »Hallo« dieser Tage ebenfalls vermehrt zu hören: von den sieben Schülerinnen und acht Schülern, die drei Wochen lang das ehemalige Reich Maos besucht haben.

»Das ist eine Erfahrung, die man mal gemacht haben sollte«, befand Daria Niemeier (16) jetzt nach ihrer Rückkehr. Die Kultur sei ziemlich unterschiedlich, meinte die Oberschülerin der Klasse 11. »Die Schüler in China sind viel ehrgeiziger und disziplinierter als in Deutschland«. Eine Professorin aus Hannover hatte den ersten Kontakt zur Jianping High School hergestellt. 5.30 Uhr aufstehen, Unterricht bis 16.30 Uhr und Hausaufgaben erledigen bis 22.30 Uhr - das ist der Alltag für chinesische Jugendliche in Shanghai. Da bleibt so gut wie keine Zeit für private Vergnügen oder das Gespräch mit Freunden, selbst wenn sie aus Europa kommen.
Gleichwohl sind die Heeper Gymnasiasten herzlich empfangen worden. Ihr vornehmstes Ziel war die fünftbeste Schule Shanghais im Stadtbezirk mit mehr als 380 weiterführenden Bildungseinrichtungen. Eine Wache, ein großer Eisenzaun, das waren die ersten Eindrücke vom Gebäude. Dahinter regiert High-Tech. »Riesige Bildschirme und Beamer sind Standard in jedem Klassenraum«, zeigte sich auch Lehrerin Martina Major, die zusammen mit Oberstufen-Koordinator Herbert Dahmen die Bielefelder Austauschschüler begleitete, beeindruckt von der Ausstattung. Alle Schüler haben einen eigenen Arbeitsplatz, die Computer sind vernetzt. Der Bildschirm des Lehrers wird per Knopfdruck auf die Arbeitsplätze der Schüler geschickt.
China befindet sich im Wandel. Von Mao Tse-Tung (Zedong) 1949 zur kommunistischen Volksrepublik erklärt, regiert heute das absolute Leistungsprinzip, öffnet sich das östliche Land den westlichen wie internationalen Märkten und praktiziert das Gewinnstreben. Leistung- und Auslese haben die Kulturrevolution abgelöst. Schulgeld und Studiengebühren sind auch unter Führung der Kommunistischen Partei obligatorisch. Problemorientierter Unterricht ist nicht gefragt. Es wird nicht widersprochen, sondern viel auswendig gelernt. »Alle sind fleißig, aber nicht jeder ist glücklich«, lautet das Resümee der deutschen Gymnasiasten, die in Gastfamilien untergebracht waren, selbst ein wenig Chinesisch (Mandarin) lernten, und auch noch einen Abstecher nach Peking, Chinas Hauptstadt, unternahmen.
Die Fahrt mit dem Transrapid vom Flughafen bis zum Shanghaier Bahnhof, der Besuch einer Seidenfabrik wie der Sechs-Harmonien-Pagode und die Fahrt zum »Bund«, der Uferstraße aus den Zeiten des Kolonialismus am Huanpu River, haben viele neue Eindrücke hinterlassen. Überrascht war man indes von der Spezialität der Wasserstadt Zhouzhang: Schweinshaxe! Schulleiterin Beate Suermann: »Für Anfang August 2007 wurde ein Gegenbesuch verabredet.«

Artikel vom 11.11.2006