11.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kreuz bleibt wichtige Spur

Mordfall Frauke Liebs: 40 neue Hinweise nach ZDF-Sendung

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Nach der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst« sind 40 neue Hinweise im Mordfall Frauke Liebs eingegangen.

»Dieser Fall hat unserer Zuschauer offenbar am meisten bewegt«, sagte »Aktenzeichen«-Redaktionsleiterin Ina-Maria Reize. Nahezu jeder zweite Hinweis (insgesamt gingen 87 Anrufe zu acht Fällen ein) habe sich auf den Mord bezogen.
»Mit so vielen Anrufern hatten wir nicht gerechnet. Allerdings scheint eine heiße Spur nicht dabei gewesen zu sein«, zog Hauptkommissar Ralf Östermann, Leiter der Mordkommission, am Freitagnachmittag eine erste Bilanz. Der Beamte und seine zehn Kollegen versuchen seit fünf Wochen, den Mord an der Krankenpflegeschülerin (21) zu klären. Einschließlich der Zuschauerhinweise gibt es jetzt 250 Spuren, von denen die Mordkommission die meisten abgearbeitet hat.
Noch immer laufen Vernehmungen in dem großen Freundes- und Bekanntenkreis des Opfers, denn dort vermuten die Ermittler den Täter. Nach Einschätzung von Polizei und Angehörigen wäre Frauke Liebs nämlich nie zu einem Fremden ins Auto gestiegen, und eine gewaltsame Entführung mitten in der Paderborner City wird ausgeschlossen. Frauke Liebs war am 20. Juni auf dem Weg von einer Paderborner Gaststätte zu ihrer Wohnung verschwunden und am 4. Oktober tot in Lichtenau (Kreis Paderborn) entdeckt worden.
4,5 Millionen Fernsehzuschauer und damit 300 000 mehr als gewöhnlich hatten nach Angaben von ZDF-Sprecher Thomas Stange am Donnerstagabend den Fall verfolgt. Im Münchener TV-Studio hatte Hauptkommissarin Anne Henze aus Paderborn mehrere Gegenstände aus dem Besitz des Opfers gezeigt. »Die meisten Anrufer haben sich mit Hinweisen zu dem Kreuz gemeldet«, sagte Polizeisprecher Michael Biermann. Das etwa zwei Zentimeter hohe, offenbar lange getragene und abgewetzte Modeschmuckstück war bei der toten Frau gefunden worden, doch konnte bisher niemand ermittelt werden, der das Kreuz jemals bei Frauke Liebs gesehen hatte. Die Kripo schließt deshalb nicht aus, dass der Mörder seinem Opfer das Schmuckstück umgelegt haben könnte.
»Das Kreuz bleibt eine wichtige Spur«, sagte Östermann. Die Zuschauerhinweise hätten sich vor allem auf Läden bezogen, in denen der Modeschmuck verkauft werde. »Ein konkreter Hinweis darauf, dass dieses Kreuz heute irgendwo fehlt, war leider nicht dabei«, berichtete der Beamte. Andere Anrufer glaubten, Frauke Liebs nach dem 20. Juni noch gesehen zu haben, doch konnte das noch nicht erhärtet werden. »Es ist noch sehr viel Kleinarbeit notwendig, bis jeder der neuen Hinweise hundertprozentig abgeklopft ist«, sagte Biermann.

Artikel vom 11.11.2006