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Statt Sommerblumen ein Tierfriedhof

Senner Politiker sehen Anlage positiv

Senne (oh). Die Chancen für einen Tierfriedhof, der im Randbereich des Sennefriedhofes nahe der Fußgängerbrücke über die B 68 an der Einmündung Südring/Brackweder Straße angelegt werden könnte, sind gut. Auch die Senner Bezirksvertreter stehen - mit einer Ausnahme - dem Vorhaben positiv gegenüber.

Wilhelm Rosenbaum und Uwe Eweler vom Umweltbetrieb (UWB) gaben am Donnerstagabend einen detaillierten Bericht über das Prüfungs- und Bewertungsprozedere möglicher Standorte, die bereits seit 1998/99 mehr oder weniger intensiv in Senne gesucht worden waren. Auf die Frage, ob ausgewiesene Friedhofsflächen auch als Tierfriedhöfe genutzt werden dürfen, antwortete Rosenbaum: »Sie dürfen!« - aus Sicht der Bauleitplanung gebe es keine Bedenken.
Rosenbaum, seit fast 34 Jahren auf dem Sennefriedhof tätig, gab allerdings zu, dass er einem solchen Tierfriedhof-Standort zunächst auch kritisch gegenübergestanden habe. Die Bewertungskriterien des UWB nach einem Punktesystem hätten ihn jedoch überzeugt.
Erstens dürfen auf dem künftigen Tierfriedhof bisher keine Bestattungen von Menschen stattgefunden haben. Zweitens muss ein ausreichend großer Abstand zu Grabstätten eingehalten werden, und drittens muss eine deutliche (Sicht-)Abgrenzung der Areale durch Bäume und Sträucher, eventuell zusätzlich durch einen Zaun, gewährleistet sein. Viertes Kriterium: Es darf keine Vermengung von menschlichen und tierischen Bestattungen geben.
Unter diesen Gesichtspunkten blieben drei Flächen übrig: eine in einem Grünbereich des Siekerfriedhofs und zwei verschiedene am Sennefriedhof. Diejenige im Randbereich an der Fußgängerbrücke über die B 68 - auf dem etwa 3 750 Quadratmeter großen Areal war einst die Sommerpflanzen-Anzuchtfläche der Friedhofsgärtnerei - wurde mit 96 von möglichen 100 Punkten bewertet.
Hier sei der »Sozialabstand« zu den Grabstätten gewahrt. Auch gebe es mit etwa 80 Metern - sowie wegen vorhandener Bäume und Büsche - keine Sichtbeziehung zwischen beiden Bereichen. Die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sei zudem gut.
Die Frage, was die Stadt eine solche Anlage koste, beantwortete Uwe Eweler: »Nichts.« Denn nicht der UWB werde Betreiber des Tierfriedhofes sein, er biete vielmehr die Fläche zur Pacht an. Das wiederum bringe Geld in den Stadtsäckel. Dennoch werde von der Stadt der Gestaltungsrahmen der Anlage klar vorgegeben. Bis auf Carla Steinkröger (CDU), für die »aus Pietätsgründen die Einrichtung eines Tierfriedhofes auf dem Sennefriedhof-Areal nicht infrage kommt«, zeigten sich die übrigen Bezirksvertreter dem Vorhaben gegenüber aufgeschlossen.
Die Beschlussvorlage muss allerdings noch einmal dem Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss in der Dezember- oder der Januar-Sitzung vorgelegt werden. Erst danach könnten Verhandlungen mit potenziellen Betreibern des Tierfriedhofes aufgenommen werden.
Kommen die zu einem zügigen Ende, könnte frühesten im Frühjahr des kommenden Jahres mit der Anlage des Tierfriedhofes in Senne begonnen werden. Seitdem sich die Beziehung zwischen Menschen und ihren Haustieren sehr viel enger entwickelt hat, sind Tierbestattungen auch in Deutschland seit etwa 15 bis 20 Jahren gebräuchlich - in den USA und in Frankreich kennt man sie schon deutlich länger. Mehr als 70 Tierfriedhöfe gibt es inzwischen in Deutschland.

Artikel vom 11.11.2006