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Außerhalb der Zelle
nur noch mit Fesseln

Die Justiz hat Mario M. auch den Hofgang gestrichen

Dresden (dpa). Für den Angeklagten im Dresdner Stephanie-Prozess, Mario M., gelten nach seiner spektakulären Kletteraktion in der Justizvollzugsanstalt verschärfte Sicherungsbedingungen.Für Mario M. gelten jetzt verschärfte Sicherungsbedingungen Foto: dpa

»Er muss in seiner Zelle bleiben«, sagte der Sprecher des Justizministeriums, Martin Marx, am Freitag. Hofgang sei für Mario M. gestrichen, außerhalb der Zelle seien Hand- und Fußfesseln angeordnet. Zudem wurde unterdessen der von ihm genutzte Fluchtweg am Hafthaus unter anderem mit Stacheldraht gesichert.
Der 36-Jährige war - wie ausführlich berichtet -Êam Mittwoch beim Hofgang seinen Bewachern entwischt und auf ein Gefängnisdach geklettert, wo er 20 Stunden ausharrte. Die Landtagsfraktion der rechtsextremen NPD forderte am Freitag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu den Pannen im Fall Stephanie. Ein entsprechender Antrag werde geprüft, sagte Landtagssprecher Ivo Klatte. Nach Angaben des Justizministeriums läuft die Untersuchung des Vorfalls auf Hochtouren.
Im Dresdner Gefängnis mit derzeit 750 Häftlingen wurden erste vorläufige Maßnahmen getroffen, sagte Marx. Der Hof, von dem aus Mario M. auf das Dach kam, sei gesperrt. Auf dem Flachbau, über den der vorbestrafte Sexualstraftäter an die Wand des Hafthauses gelangt war, wurde Stacheldraht ausgelegt. Am vergitterten Treppenhaus, das Mario M. wie eine Leiter zum Dach nutzen konnte, werde eine glatte Metallplatte angebracht, die keinen Halt mehr biete.
Der arbeitslose Monteur Mario M. muss sich seit Montag wegen Vergewaltigung, Geiselnahme, Kinderpornografie und anderer Straftaten vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Er hatte zu Prozessbeginn gestanden, Anfang des Jahres die damals 13 Jahre alte Schülerin Stephanie entführt und wochenlang sexuell misshandelt zu haben.
Nach der Dachbesetzung war der Prozess am Donnerstag unterbrochen worden. Ein Amtsarzt hatte dem 36-Jährigen Verhandlungsunfähigkeit attestiert. Der Mediziner hatte Schlafmangel und Gleichgewichtsstörungen festgestellt. Die nächste Verhandlung soll am 21. November stattfinden.

Artikel vom 11.11.2006