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Die Talfahrt des SC Paderborn

Von Platz sechs auf zwölf - nur vier Punkte bis zu einem Abstiegsplatz

Von Peter Klute
München (WB). Es war alles angerichtet für eine große Sause. Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger hatte nach dem Spiel des SC Paderborn 07 beim TSV 1860 ins Münchner Dorint-Sofitel eingeladen, um in seinen 45. Geburtstag am Samstag hineinzufeiern.

Doch nach dem 0:1 in der Allianz-Arena war ihm die Vorfreude vergangen. »Das war ein Grottenkick«, kommentierte Hornberger die dritte Niederlage und dritte Nullnummer in Folge.
Kein Tor, kein Punkt und der große Absturz. Der SCP hat in der Englischen Woche zur Talfahrt angesetzt. Nach dem 2:0 gegen Unterhaching am 29. Oktober standen die Ostwestfalen auf Platz sechs, hatten sechs Punkte Vorsprung auf den 15. der Tabelle. Drei Spieltage und sechs Gegentore später sind die Paderborner Zwölfter, bis zum ersten Abstiegsplatz sind es nur noch vier Zähler. »Dafür, dass wir drei Spiele hintereinander verloren haben, ist das immer noch viel«, sagte Trainer Roland Seitz, der von einem begonnenen Abstiegskampf (noch) nichts wissen will: »Es geht nicht um Abstiegskampf, es geht darum, die Köpfe frei zu bekommen und gegen Fürth zu gewinnen. Dann ist wieder alles in Ordnung.« Fakt ist aber: Seit dem Aufstieg vor einem Jahr stand der SCP nur zum Liga-Comeback nach dem 0:3 in Unterhaching am 7. August 2005 schlechter.
Die Spieler sind nicht ganz so gelassen wie ihr Trainer. »Wir haben schon die ganze Zeit Punkte gegen den Abstieg gesammelt und haben nie nach oben geschielt. Jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand und brauchen dringend ein Erfolgserlebnis«, stellte Nils Döring fest und fügte hinzu: »Wir sind verunsichert. Wir schießen das mögliche 1:0 nicht, fangen an zu zittern, machen hinten einen Fehler, liegen zurück und verlieren. Wenn wir mal wieder in Führung gehen würden, würde unser Spiel auch ruhiger.«
Chancen zum 1:0 gab es in Karlsruhe, zu Hause gegen Rostock und auch in München, wobei diesmal die Leistung im Gegensatz zu den anderen beiden Partien einer Niederlage entsprechend war. Die größte Gelegenheit vergab Timo Röttger schon in der neunten Minute, als er nach einem Pass von Erwin Koen freistehend am langen Eck vorbei schoss. »Im Training gehen von solchen Bällen neun von zehn ins Tor«, erklärte der mit vier Treffern erfolgreichste Paderborner Torschütze. Laut Röttger habe der Abstiegskampf für ihn und die Seinen bereits am ersten Spieltag begonnen: »Und wenn wir jetzt auch gegen Fürth nicht gewinnen und weiter abrutschen, wird's immer schwerer.«
Die große Frage nach der dritten Pleite in Folge lautet: War es zum Abschluss der Englischen Woche und dem inklusive des DFB-Pokal Duells gegen Nürnberg sechsten Spiel in 20 Tagen nur die fehlende geistige Frische oder steckt fehlende Qualität dahinter? Röttger für die vergebene Chance zu kritisieren, wäre fehl am Platz. »Er ist 21 Jahre jung, auch wenn einige vor drei Wochen erstaunt gesagt haben, wie weit er schon sei«, meinte sein Trainer. Auffällig ist etwas anderes: Das Fehlen von Spielmacher Dennis Schulp macht sich immer negativer bemerkbar. Der Holländer bestimmte das Tempo, war zuständig für das schnelle Umschalten von Mittelfeld auf Angriff und dazu torgefährlich. Dahinter agierte der ebenfalls langzeitverletzte Stephan Maaß als Stratege. Abnehmer war neben Kapitän René Müller in erster Linie Marcel Ndjeng, der schoss am Samstag in Frankfurt sein erstes Tor für Arminia Bielefeld. Dieses Trio gab dem Spiel entscheidende Offensiv-Impulse. Impulse, die am Freitag bis auf die Anfangsphase fehlten. »Danach waren wir nach vorne nicht mehr anwesend«, kritisierte Seitz.
Mit einer Videoanalyse aller drei zurückliegenden Duelle will der Trainer seiner Mannschaft ab Dienstag die Fehler vor Augen führen, er selbst sieht sich nicht mehr unter Druck als vorher: »Ich tue vom ersten Tag an alles, damit wir Erfolg haben.«

Artikel vom 13.11.2006