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Kai Savelsberg stellt den Menschen in den Mittelpunkt seiner Malerei.


Künstler stellt die Glaubensfrage

Galerie Samuelis Baumgarte: letzte Ausstellung in der Obernstraße

Von Uta Jostwerner (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Glaubensfragen müssen nicht explizit Bezug auf religiöse Inhalte nehmen, wie eine Ausstellung gleichen Titels in der Samuelis Baumgarte Galerie verdeutlicht. »Für mich hat Glauben eher etwas mit Ruhe zu tun«, sagt Kai Savelsberg (31), der traumhaft-schöne Kulissen menschlichen Seins auf die Leinwand bannt.

In komplexen Schichten aus Grundiermasse, Acryl, Sand und Tusche baut der Maler seine Bilder auf, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht - »in verschlüsselter, melancholischer Tristesse«, wie Galerist Alexander Baumgarte betont. Stets seriell gearbeitet, erscheinen die Figuren indes schemenhaft verschleiert. Nur ganz selten lässt der Maler eine Person detailreich ausgearbeitet nach vorn treten. In der Regel wird der Eindruck erweckt, als kämen sie aus einer fernen Zeit.
Nicht von ungefähr. Savelsberg, der bis 1997 als Theatermaler einem Brotberuf nachging und seither freischaffend arbeitet, lebt in Monschau, einem Ort, an dem die Vergangenheit durch mittelalterliche Burg, die Pflege traditioneller Handwerkskunst und einer Altstadt, die seit mehr als 300 Jahren unverändert ihr Gesicht erhalten hat, sehr präsent ist. »Der Ort hat auch meine Arbeiten verändert«, sagt der junge Künstler, dessen figurativen Werke sinnbildlich eine Brücke zwischen der Gegenwart und Vergangenheit schlagen und die in ihrer fragilen Ausarbeitung an alte Freskenmalerei erinnern.
Eine zweite Serie zeigt kleinformatige Landschaften, die von einer markanten, sich stetig veränderten Horizontlinie durchzogen werden. Die Arbeit trägt den Titel »Lebenslinie« und bietet einen Fernblick auf ein stilles Landschaftsszenario, in dem der Mensch auch dann allein unterwegs ist, wenn eine zweite Person im Spiel ist. Trotz großer Nüchternheit und Melancholie, trotz weitgehend monochromer Ausarbeitung wohnt diesen Bildern eine rätselhafte Poesie inne.
Mit der Ausstellung »Glaubensfrage« (bis zum 10. Dezember) verabschiedet sich die Galerie Samuelis Baumgarte von ihrer Dependance Obernstraße, in der sie seit 1990 ansässig war. Bis April 2005 dienten die zwei Etagen als Hauptgalerie, in der international anerkannte Gegenwartskunst präsentiert wurden. Mit dem Bezug der neuen, musealen Räume am Niederwall diente die Dependence Obernstraße dann als Präsentationsform für die Werke junger, aufstrebender Künstler. Beides, so Alexander Baumgarte, soll künftig in der Hauptgalerie am Niederwall gebündelt werden.
Am heutigen Samstag eröffnet dort um 17 Uhr eine Ausstellung mit der arrivierten Avantgarde. Gezeigt werden Werke von Sidney Goodmann, Serge Poliakoff und Frank Stella.

Artikel vom 11.11.2006